Annika in den USA

Uff.. Platzierung..

08.08.2022

Im letzten Beitrag bin ich bei der Nominierung stehen geblieben. Wie es ab da bis zur Ausreise weiter ging werde ich dir in diesem Blogbeitrag erzählen.

Die ersten Vorbereitungen

Nachdem ich mitgeteilt bekommen habe, dass ich am PPP teilnehmen kann und alle Verträge unterschrieben hatte gingen auch die ersten Vorbereitungen los. Programmseitig haben wir eine To-do-Liste erhalten, Einzelgespräche zur Platzierung geführt und den TOEFEL-Test abgelegt. Bei dem Test handelt es sich um einen Englischtest, der die Englischkenntnisse im Hör-, Lese- und Schreibverständnis in eine Punktsystem einordnen soll. Da der Test online statt fand und die Software des Anbietendenunternehmen eher dürftig ist, musste ich den Test zweimal machen.

In dem selben Zeitraum wurde ich dann geplant noch am Fuß operiert, um eine Fehlstellung zu korrigieren. Als Gruppe haben wir auch begonnen die Oberteile zu entwerfen und uns schließlich für ein Design entschieden, dass ich für alle gesammelt bestellt habe.

Vorbereitungsseminar

Nachdem ich dann die Oberteile nach Vorbereitungsseminaren aufgeteilt hatte und wir bereits ein Online-Seminar hatten ging es dann am 30.05.2022 auf das Vorbereitungsseminar nach Bad Liebenzell. Das Seminar fand dort in einer Burg statt, in der einige von uns auch übernachtet haben. Dort haben wir viel über Kulturelle Unterschiede, das PPP und unsere Rolle als Junior-Botschafter gelernt. Generell war die Zeit super nützlich zur Vorbereitung aber vor allem um uns untereinander kennenzulernen. Wir sind als Gruppe zusammen gewachsen und haben untereinander bereits die ein oder andere Freundschaft geschlossen. 🙂 großen Dank hier an der Stelle auch nochmal an unsere Teamer Melanie, Marvin und Kennedy die viel dazu beigetragen haben, dass wir am Anfang zusammen finden konnten.

Plötzlich Tante geworden

Während des Vorbereitungsseminar hatte ich leider die Absage für einen ruhenden Vertrag bekommen also hab ich nach dem Seminar mich nochmal komplett in die Arbeit gehangen, da ich durch den Abbau von Urlaubstagen bereits Ende Juni meinen letzten Tag hatte. Danach folgte der Umzug und am ersten Juli Wochenende bereits meine Abschiedsparty. Ja bereits Anfang Juli, denn meine Schwester war hoch schwanger und das Kind sollte Ende Juli kommen und damit sie dabei sein konnte sollte die Feier entsprechend früh sein. Die Feier war ein gelungener Abend mit bereits einigen Tränen, Abschieden und viel lachen. Am nächsten Tag ging es dann für mich direkt weiter auf den CSD nach Köln. Dienstags nach meiner Party hatte meine Schwester Geburtstag und wir haben ganz entspannt gegrillt. Das entspannte Grillen hat dann aufgrund ihres hohen Blutdruck, wegen dem sie ins Krankenhaus musste ein schnelles Ende. Ein paar Stunden später war ich dann Stolze Tante. Ich hatte also noch fast 5 Wochen um den kleinen kennen zu lernen und die Zeit zu genießen. Generell habe ich in den letzten Wochen noch viel unternommen z.B. eine Alpaka Wanderung mit anderen PPP’lern, alte Freunde und neue PPP-Freunde getroffen. 🙂 Einen Dämpfer habe ich dann allerdings durch meine Platzierung am 26.07.22 bekommen..

Uff.. dann kam die Platzierung

Während ich gerade unterwegs war um einige Sachen für den Flug zu bekommen habe ich dann endlich meine Platzierung bekommen. Für mich soll es nach Emporia Kansas gehen. Noch nie von gehört also ein kurzes Googlen an der Kasse: naja ziemlich im Nichts. Ich hatte zwar gesagt, dass es mir wichtig wäre zentral zu leben aber okay, wird sicher auch eine Erfahrung sein. Während ich ins Auto gestiegen schrieb mein bester Freund mir schon „Scheint ein eher konservativer Staat zu sein“. Daheim habe ich mich dann an meinen Laptop gesetzt und gegoogelt. Meine Befürchtung dahingehend, dass es dort sehr konservativ sein könnte haben sich vom weiteren suchen leider bestätigt aber warum ist das ein Problem für mich? Naja ich bin seit bald 10 Jahren als lesbisch geoutet und für mich bedeutet es sehr viel Sicherheit wenn ich mich hier frei fühlen kann und einfach ich sein kann. Die Uni an der ich leben soll, denn ich bin im Dorm platziert hat zwar LGBTQIA+ Vereins aber das heißt aus meiner Erfahrung erstmal nichts. Ich habe dann den Verein und den Collage-Coordinator angeschrieben. Der Coordinator teilte mir mit, dass sein Eindruck ist das es in dem Ort wie überall in den Staaten ist, was das Thema angeht. Eine Person vom Verein hat mir allerdings geraten, mich nicht zu outen. Zwar bin ich kein Mensch der sich vorstellt mit „Hallo ich bin die Annika und ich bin lesbisch“ aber verstecken möchte ich mich dennoch nicht.

Darauf hin habe ich dann der Programmleitung geschrieben, die mich aufgefordert hat mich nochmal mit dem Ort und der Uni zu beschäftigen und eine Nacht drüber zu schlafen. Nach vielem nachdenken habe ich dann beschlossen mich auf die Platzierung einzulassen und das auch so kommuniziert. Am nächsten Tag habe ich dann allerdings Antwort von einem schwulen bekannten bekommen, der den Ort tatsächlich von einem anderen Programm kannte. Er hatte an einem Tag ein Pride-Shirt an und wurde vor Ort angespuckt. Außerdem ist er an einem anderen Tag vor einer Gruppe Männer weg gerannt weil er Angst hatte zusammengeschlagen zu werden. Er hat sein Auslandsjahr darauf hin abgebrochen. Für mich waren jetzt alle Alarm-Glocken am ringen und ich habe mir viele Gedanken gemacht und Ängste gehabt. Ein stückweit hat es sich für mich so angefühlt als wäre ich wieder 15 und habe mich selbst komplett hinterfragt. Hinterfragt ob ich mich outen kann und darf, ob ich genug bin. Ich weiß das es den meisten Menschen total egal ist welche Sexualität man hat aber ich habe eben auch schon diskriminierende Erfahrungen machen müssen und letztlich sind Gefühle Dinge die man nicht beeinflussen kann. Nach einigen hin und her, ob ich überhaupt Ausreise habe ich dann meine Bedenken und Ängste nochmal telefonisch der Programmleitung mitgeteilt. Dort bin ich auf viel Verständnis und Mitgefühl gestoßen, habe einen Tag später jedoch mitgeteilt bekommen, dass es bei der Platzierung bleibt.

Und nun?

Naja viele Gedanken später habe ich entschieden auszureisen. Ich gehe zwar mit keinem guten Gefühl und Bauchweh was das Thema angeht aber ich Reise aus. Um genau zu sein sind es nicht Mal mehr 24h. Ich habe mich von meiner Familie und Freunden verabschiedet. Ich stehe jetzt in Frankfurt und treffe mich mit anderen vom PPP um bereits heute schon unser Gepäck Aufzugeben und einen schönen letzten Abend in Deutschland zu verbringen. Also Mal sehen ich in den nächsten Beiträgen erzähle. Wird es ganz anders als gedacht und die Leute sind super offen? Breche ich ab? Verschlägt es mich doch in eine andere Gegend? Ich werde sehen! Aber eins ist sicher: egal wie oder was passiert es wird eine riesen Erfahrung sein! 😉