Weihnachten im Sturm


20.12.-29.12.2022

Weihnachten liegt nun hinter uns und es war ein sehr abenteuerliches Fest. Neben einer anderen Kultur hat der Schneesturm einigen Plänen auch einen Strich durch die Rechnung gemacht und für Aufregung gesorgt. Außerdem konnte ich meinen zweiten Gastbruder kennen lernen, der auch am Parlamentarischen Patenschaftsprogramm von amerikanischer Seite teilgenommen hat.

„Post-college routine“

An den Tagen vor Weihnachten kehrte langsam eine Routine ein, nachdem ich nicht mehr in das College gehen muss und keine Aufgaben mehr dafür habe. Ich konnte Dinge erledigen, die liegen geblieben sind und auch seit langem mal wieder intensiveren Kontakt mit Freunden und Familie in der Heimat aufnehmen. Das hat sehr gut getan und gibt Kraft. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ein riesiges Paket von meinen ehemaligen Mitschülerinnen beziehungsweise Freundinnen ankam. Ich wurde reichlich mit Räucherkerzen, einem Schwibbogen, Schokolade und weiteren Kleinigkeiten versorgt, was ein unausgesprochen großer Genuss war! Vielen Dank Annemarie, Josie, Laura und Rosa!
Auch beim wöchentlichen Kochen bin ich nach meiner Coronapause wieder eingestiegen. Dabei habe ich schmerzhaft gelernt, dass man bei deutsche Rezepten mit °C-Angaben vor dem Backen zuerst die Temperatur in Fahrenheit umrechnen sollte, da das sonst nicht so ganz funktioniert. Es gab dann statt Kartoffelgratin eine Kartoffelsuppe in Sahne…
Auch war ich erneut in einem Naturpark mit Weihnachtsbeleuchtung, was allerdings wieder nur zum Durchfahren gedacht war – für mich verfehlt das etwas die Funktion eines Parks.

Weihnachten mit dem „Bomb cyclone“

Schon länger in den Nachrichten angekündigt, war es dann am 23.12. soweit und der große Schneesturm erreichte uns. Wir hatten dabei Glück im Unglück und es fiel nur das Internet aus. Dabei merkt man schnell wieder, wie abhängig man davon ist. Nur schnell ein paar Weihnachtsgrüße versenden – geht nicht, Videos schauen – geht nicht und so weiter, besonders wenn man nicht raus kann, ist das schon nervig.
Viele andere Haushalte hat es aber wesentlich härter getroffen. Andere Teile der Stadt hatten gar keinen Strom mehr und viele Wasserleitungen sind gebrochen. Wir hatten Temperaturen von -18°C, was sich nicht so kalt anhört, mit dem Sturm fühlt es sich allerdings wie -33°C an. Als es etwas abgeklungen ist, habe ich mich wieder raus getraut für einen kleinen Spaziergang und die ersten Minuten tat mir alles weh trotz zwei Jacken und voller Montur. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber selbst daran und ich war sehr froh, eine Runde laufen gegangen zu sein, auch wenn ich meine Finger kaum noch gespürt habe danach.

Mein Gastbruder, den ich schon zu Thanksgiving gesehen habe, kam dementsprechend auch etwas eher als geplant aus Rochester. Sein jüngerer Bruder kam mit dem Flugzeug aus San Diego, hat aber Weihnachten am Flughafen von Las Vegas verbracht, da im Flugverkehr kaum noch etwas ging. Am 25.12. war er dann aber zum Abendessen da.

Weihnachten wird in den meisten Familien hier erst am 25.12. gefeiert. An Heiligabend gab es panierten Fisch mit einigen Beilagen und zu Mitternacht gehen meine Gasteltern normalerweise in die Kirche. Das ist dieses Jahr leider ausgefallen. Weihnachten startete dann mit einem Mimosa – Sekt gemischt mit Orangensaft und einem Blick in den Weihnachtsstrumpf. Dieser war gefüllt mit Süßigkeiten und Rubbellosen. Ich habe sogar 2$ gewonnen! Anschließend haben wir reihum die Geschenke ausgepackt. Für mich gab es sogar auch einige Geschenke, darunter ein kleiner Northern Cardinal (Vogel) aus Glas, Ein Cleveland Weihnachtsbaumschmuck, Socken, Müsli, Set und Handschuhe. Meine Gasteltern haben sich sehr über die kleine Seiffener Kirche und die Kurrendekinder gefreut, die ich ihnen geschenkt habe. Diese haben Platz neben dem Weihnachtsbaum gefunden und ich erfreue mich selbst jedes Mal über den Anblick. Meine Gastbrüder haben ein paar deutsche Süßigkeiten von mir bekommen.
Am Abend kam dann die Schwester meiner Gastmutter noch vorbei mit ihrem Sohn und wir haben zusammen gegessen. Es gab verschiedene Salate, Sandwiches und kleinere Snacks neben vielen Keksen. Auch der Annaberger Butterstollen kam bei allen sehr gut an, ebenso die Bockauer Räucherkerzen. Es war ein wundervoller Abend mit viel Spaß und neuen Erfahrungen, auch wenn es im großen Kontrast zu Weihnachten zu Hause stand. Darauf freue ich mich nächstes Jahr um so mehr.

Ruhigere Zwischentage

Nach ereignisreichen Festtagen, waren die folgenden Tage eher ruhig. Wir haben einige Spiele zusammen gespielt, viel gegessen und entspannt. Auch die ersten internationalen Studenten sind zurück gekommen. Mit einer von ihnen war ich im Kino zum neuen Avatar Film, der an sich ganz gut war. Spannender war aber fast das Kino selbst. Die Stühle haben eine Fußstütze, die sich nach oben fahren lässt. Dadurch kann man den Film fast im Liegen genießen. Es bliebt auch Zeit für ein paar gemeinsame Online-Spiele mit meinen Freunden in Deutschland, bei denen ich mich auch nochmal ausdrücklich für das Paket bedankt habe. Im Gespräch ist auch deutlich geworden, dass sich seit meiner Abreise im August nicht sonderlich viel verändert hat und ich definitiv nichts verpasse.

Ausblick

Gestern habe ich realisiert, mit welch großen Schritten es nun auf das Zwischenseminar in Washington D.C. zu geht. In zwei Tagen findet Silvester statt, danach möchte ich noch einen kleineren Ausflug machen und dann geht es am dritten Januar schon Richtung Washington mit ein paar tollen Zwischenstopps auf dem Weg dahin. Dass die Zeit so schnell vergeht ist schwer zu realisieren und auch wenn man nach jedem Tag ein Häkchen macht, ist es irgendwie schade, dass die Hälfte nun so gut wie vorbei ist. Daher habe ich auch einen Zwischenbericht in einem extra Abschnitt im Blog geschrieben. Diesen könnt ihr hier lesen. Im Januar fängt auch die Arbeitsphase an, wofür ich heute beim Arzt war, um meine gesundheitliche Eignung attestieren zu lassen. Diese Erfahrung unterscheidet sich kaum zu Deutschland bis auf den Fakt, dass ich einen Teil selbst zahlen muss.

Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffen wir, dass es insgesamt besser als 2022 wird mit all den Krisen, die es mit sich brachte. Trotzdem bin ich mehr als dankbar für das Jahr!


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