Von Produktiv bis Enttäuschend


24.10-30.10.2022

Wieder habe ich eine Woche geschafft und ich war überrascht, wie viel meiner Zeit in den USA wieder vorbei ist. Von ungefähr 320 Tagen ist schon mehr als ein Viertel geschafft und die Tage vergehen wie im Fluge, da man von früh bis spät fast durchgehend beschäftigt ist. Und trotz dessen, dass ich wirklich stolz auf mich sein kann, bin ich manchmal noch selbst über mich überrascht, was mich ärgert und stört. Ich lerne mich dabei nochmal intensiver kennen. Zudem war ich auch froh, als meine Gastfamilie letztes Wochenende wieder kam.

Organisation ist die halbe miete

Nachdem ich mich im Psychologie-Unterricht kaum konzentrieren konnte am Montag, weil ich vorher gesehen habe, was diese Woche alles ansteht, habe ich mir anschließend erstmal eine Liste aufgestellt. Etwas demotiviert über den Berg an Aufgaben, habe ich am Montag direkt angefangen daran zu arbeiten. Dafür wurde ich pünktlich mit der Erreichung des Tagesziels mit einer positiven Nachricht überrascht.
Auch am Dienstag war ein „krasser“ Tag, weil ich selbst über mich überrascht bin, was ich schaffen kann. Wenn ich in Deutschland schon nach 6-7 Stunden Schule mit Pausen oder 7,5 Stunden Kindergartenarbeit meistens nicht mehr viel außer das Sofa gebraucht habe, kann ich hier ohne Kopfschmerzen und größere Konzentrationsschwierigkeiten auch 10 Stunden produktiv arbeiten. Ich glaube mir hilft dabei besonders, dass ich etwas Abwechslung bei den Aufgaben habe und sobald es mir zu viel wird ein Spaziergang mein Gemüt beruhigt.

Erste Hilfe Kurs für mentale Gesundheit jugendlicher
(Achtung, Inhalte über suizid, Depression, psychische krankheiten!!)

Das „Youth Mental Health First Aid Training“ ist ein internationales Programm, wird auch in Deutschland anerkannt und soll die Teilnehmer schulen, wie man Jugendliche in kritischen Lebenssituationen akut helfen kann. Zu solchen Situationen gehören nicht nur Depressionen, Essstörungen und andere psychische Krankheiten, sondern auch konkrete Suizidgedanken. Da ich in diesem Arbeitsfeld mehr oder weniger tätig bin, war es eine willkommene Einladung daran teilzunehmen und ich habe es nicht bereut. Man diagnostiziert keine Krankheiten oder Störungen, sondern hilft im ersten Moment und beobachtet Veränderungen, aber auch ganz konkrete Hilfestellung und Konfrontation ist ein Teil davon.
So habe ich zum Beispiel gelernt, dass man (offensichtlich) Suizidgefährdete direkt damit anspricht und fragt: „Möchtest du dich umbringen“. Auch das habe ich praktisch geübt und es fühlt sich völlig falsch an, kann aber im Ernstfall mit darauf folgenden Fragen Leben retten. Zusätzlich gibt es mir auch im Psychologie-Kurs einige Vorteile, wie ein leichter Abschlusstest. Mehr zu dem Programm kann man hier lesen (deutsch).

komische zweite wochenhälfte am college

Der Weg zurück vom College zum Auto hatte immer einen faden Beigeschmack. Ich dachte über den bisherigen Tag nach und wie unzufriedenstellend der Tag bis dahin irgendwie war. Der Unterschied zwischen Erwartung und Realität wich stärker als erwartet voneinander ab. Trotzdem war ich froh, dass wir die verbliebenen Tage zusammen geplant haben und uns entschlossen haben nochmal zu Cedar Point (Freizeitpark) zu fahren und auf das Fall Festival/Erntedankfest der Kirche zu gehen.
Zuhause angekommen machte ich weiter Hausaufgaben, stellte allerdings fest, dass die Abgabefrist schon am Nachmittag war und das Ergebnis somit nicht zu gebrauchen war. Trotzdem habe ich dabei etwas für mich persönlich gelernt. Am Freitag haben wir einen Film im Multikulturclub angeschaut, wo aber auch keiner so richtig bei der Sache war. Sehr aufbauend war dann das Telefonat mit anderen Teilnehmern, auch mit denen, die ich schon länger nicht mehr gehört habe.

Highlights der Woche: Cedar Point, Fall festival – mit Beigeschmack

Am Donnerstag ging es, wie immer verspätet, abends zu Cedar Point wo wir viel Spaß hatten, obwohl es wirklich ziemlich kalt war. Daran gewöhnte man sich aber schnell und es gab sogar vereinzelt Achterbahnen mit Sitzheizung. Dank der Franzosen war das wieder ein unvergessliches Erlebnis, auch wenn die Planung das reinste Chaos war.

Am Samstag wurden wir vom ifi in die Kirche eingeladen um dann auf einen Bauernhof zu fahren, wo wir zunächst durch ein Irrgarten aus Mais gelaufen sind und uns den Laden angeschaut haben. Zurück bei der Kirche gab es verschiedene Aktivitäten, wie Kürbisschnitzen, Teamaufgaben, Spiele und das wichtigste natürlich: Essen. Es war ein richtig schöner Abend und man hätte es getrost dabei belassen können. Ich habe mich dann aber doch noch dazu überreden lassen, auf eine Party zu gehen, die dann zunächst abgesagt wurde und dann in der WG der anderen internationalen Studenten stattfand. Dabei hat sich mein Gefühl bestätigt, dass laute Musik in Kombination mit vielen (betrunkenen) Leuten auf engem Raum und tanzen alles andere als meinen Geschmack trifft.

Welche Gruppe gestaltet den schönsten Kürbis?

Ich bin allerdings froh, es versucht zu haben und in Zukunft noch sicherer nicht zu solchen Veranstaltungen gehen werde. Ein weiterer Grund war, dass ich von manchen auch relativ enttäuscht war, nicht nur weil mich jeder einzeln gefragt hat, ob ich denn wirklich nicht tanzen oder trinken will, sondern auch weil der Eindruck von sehr liebgewonnenen Menschen etwas gelitten hat. Als ich gehen wollte, war ich dann noch etwas draußen mit ein paar anderen, wo ich mich deutlich wohler gefühlt habe und doch noch etwas länger geblieben bin.

Sonntag – alles geschafft, endlich etwas ruhe

Eigentlich wollten wir, meine Gasteltern und ich, heute „Letterboxen“ gehen, eine Art von Geocaching, bei der man kleine Briefboxen sucht, in denen man sich mit seinem eigenen Stempel und Namen verewigt. Darauf habe ich mich auch sehr gefreut, findet aber nun doch nicht statt. Anstelle dessen wollen wir heute Abend die Halloween Dekorationen von Häusern anschauen gehen, was sicherlich auch schön wird. Bis dahin werde ich den Tag nutzen, um endlich etwas zu entspannen und ein bisschen Ruhe genießen.

Zusammenfassend…

bin ich wirklich sehr froh, dass alles in diesem Blogbeiträge wirklich nur höhere Bedürfnisse sind und ich an sich so gut hier in den USA und allgemein ziemlich selbständig mit der Lebensführung hier klar komme. Das ist teilweise meckern auf hohem Niveau und ich bin an sich sehr zufrieden, wie es läuft.

Euch wünsche ich einen guten Start in die Woche!


Übrigens kann ich euch auch diesen YouTube-Kanal empfehlen von Corentin, der seine beziehungsweise unsere Zeit in den USA auch in Videos festhält: Corentin Aboulin (the french guy) – YouTube


Eine Antwort zu “Von Produktiv bis Enttäuschend”

  1. Hallo Manuel,
    Vielen Dank für Deine wöchentlichen, sehr ausführlichen Blogs und dass du uns damit einen sehr guten Eindruck von deinen Erlebnissen in den USA gibst.

    Viele Grüße
    Thomas Burkert

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