Wenn die ersten Zweifel aufkommen – Der Start in das Collegeleben


22.08-28.08.2022

Die Woche war geprägt von einem Wechselbad der Gefühle. Ein neuer Start ist nie leicht und vermutlich auch oft mit Zweifeln verbunden, auch der Start am College und das CBYX-Programm als Ganzes. Es folgt eine Zusammenfassung meiner Woche.

Montag – die Woche beginnt

Nachdem ich erfolgreich alle Kurse gewählt habe und sie von Cultural Vistas bestätigt wurden, ging es am Montag richtig los. Dabei habe ich mich ein bisschen an meinen ersten Schultag am Gymnasium zurückerinnert gefühlt, der mit vielen Tränen verbunden war. Dieses mal war es nicht so schlimm, trotzdem saß ich da und hatte Schwierigkeiten, den Anforderungen zu folgen. Viele neue Leute, man ist sich nicht sicher, ob man alles richtig verstanden hat und man ist immer etwas besonderes, weil man „the German“ ist. Da war ich froh, bereits erste Mitschüler kennen lernen zu können, mit denen man Kontaktdaten austauscht und sich gegenseitig hilft. Man verlässt seine Komfortzone sehr weit und fühlt sich der Situation teilweise etwas ausgesetzt.
Ohne die Ermutigung meiner Gastmutter hätte ich im Anschluss wahrscheinlich auch nie die Stände besucht, bei denen sich verschiedene Collegeclubs vorstellen. Danach ging der Marathon weiter: zu Target, um Sportsachen zu kaufen, zur Bank, um sich zur Kontoeröffnung beraten zu lassen und anschließend noch um die benötigten Bücher kümmern. Dabei hat es mich bei den Preisen auch fast umgehauen. Während wir in Deutschland den Luxus genießen, fast alle Bücher von der Schule ausleihen zu können und nichts bezahlen zu müssen, kann man in den USA pro Kurs und Buch ohne Probleme mehrere hundert Euro ausgeben. An Universitäten sogar weitaus mehr. Zum Glück gibt es Ausleihoptionen für nur ca. 30-40€ pro Buch und Semester.

Der abendliche Spaziergang zum Reflektieren wirft Zweifel über das Ganze auf – man könnte es so viel leichter haben. Aber ich habe mich für diesen Weg entschieden und es gibt hier noch so viel zu entdecken, da schaffe ich die restlichen Monate auch noch, es läuft Zuhause (fast) nichts weg.

Dienstag – über Hochs und Tiefs

Am nächsten Tag war ich wieder den ganzen Tag beschäftigt. Trotzdem hat man Abends das Gefühl, nichts so wirklich geschafft zu haben, auch wenn das nicht stimmt. ich habe alle Bücher organisiert, ein Gerät zum zum Kleidung zusammenlegen entdeckt, zwei neue Speisen probiert und erfolgreich bei meinem ersten US-Amerikanischen Online-Kurs teilgenommen. Letzteres hat mir viel Kraft und das Gefühl gegeben: Ich kann das schaffen, auch wenn der Anfang schwierig (und teuer) ist. Besonders den Zeitaufwand für das College habe ich dabei völlig unterschätzt. Zwar habe ich nur insgesamt 3-4 Stunden Unterricht, allerdings kommt der große Aufgabenteil erst danach. Pro Kurs ein bis zwei Kapitel mit je 30 Seiten lesen, dazu Tests absolvieren und Zusammenfassungen und Notizen schreiben. Dafür braucht man gute Organisation und noch wichtiger für mich: eine ausgewogene Routine.
Dabei läuft nicht alles problemlos und es treten Fehler auf, daraus lernt man aber. Die Nacht hat mir einen Traum beschert, bei dem ich das CBYX-Programm frühzeitig abgebrochen habe und eher nach Hause geflogen bin. Das wirft einen ganz schön aus der Bahn und macht Fortschritte auch etwas kaputt.

Mittwoch und Donnerstag – es geht bergauf

Allerdings war der Mittwoch und Donnerstag wieder erfolgreicher. Ich habe das Bankkonto eröffnet und den Großteil meiner Hausaufgaben geschafft, dank einer guten Planung und Struktur. Ich hatte sogar eine Testfahrt meines potentiellen zukünftigen Autos und meine ersten Punkte für das Semester bekommen. Jeden Tag kommen kleine und größere Erfolge dazu, die einem wieder Energie geben. Man gewöhnt sich auch langsam an den Unterricht und kann ihm besser folgen.
Ich freue mich auch sehr über alle Nachrichten von verschiedensten Personen, wie Lehrern, Familienangehörigen und Freunden, die an mich denken und mir Mut machen. Jeder Zuspruch und jede Motivation hilft im Moment, von negativen Gedanken weg zu kommen und jeden morgen wieder hier aufzuwachen, wissend, dem Ziel wieder einen Tag näher gekommen zu sein. Es ist machbar, auch dank meiner Gastfamilie, die mich wirklich immer unterstützt und die Zeit vergeht schneller als man denkt. Auch der kleine Schutzengel meiner Patenabgeordneten Ulrike Harzer hat immer ein wachendes Auge auf mich, er steht direkt neben dem Bett auf meinem unaufgeräumten Schreibtisch und ich denke oft an ihn.
Ich hoffe, dass ich langsam in einen Modus komme, in dem ich meinen Aufenthalt in (fast) vollen Zügen genießen kann. Der Ausflug mit den anderen internationalen Studenten zu den Niagarafällen ist ein großer Hoffnungsschimmer diesbezüglich und ein guter Weg dahin.

Freitag – Woche ausklingen lassen, das leben genießen

Am Freitag habe ich noch viel erledigt und am Abend wieder einen schönen Lichtblick gehabt. Nach vielen Erledigungen und Organisation hat das ifi am Abend ein Dinner & Discussion veranstaltet. Es gab Essen und danach wurde sich über christliche Fragen ausgetauscht. Das schöne daran war, unter Leuten zu sein und sich über Bedürfnisse austauschen zu können, die diese Personen schon ähnlich erlebt haben.

Samstag – Ausflug zu den Niagara fällen

Der Tag, an dem ich in Ohio nicht an die Rückreise oder Heimat gedacht habe – der Ausflug zu den Niagara Fällen hat mir sehr gut getan und mir gezeigt, warum es sich lohnt hier zu sein. Man sieht so viel Neues, kommt in Kontakt mit neuen Menschen und lernt jeden Tag interessante Dinge über Kultur und andere Lebensbereiche. Es war eine wunderbare Erfahrung und wir haben viel gelacht. Ich wurde 6:30 Uhr abgeholt und ich habe erstmal verschlafen. Mein Gastvater hat mich zum Glück im letzten Moment geweckt und sie haben auf mich gewartet. Wir haben uns die Cave of the Winds angeschaut und die Bootstour Maids of the Mist gemacht. Meiner Kreditkarte hat das gar nicht gefallen, aber es hat sich wirklich gelohnt, auch um von negativen Gedanken weg zu kommen. Auf der Heimfahrt hatte ich zum ersten Mal das ehrliche Gefühl: Ich schaffe das Jahr!
Ich war sehr zufrieden mit dem Tag und habe viel erreicht. Wenn ich jeden Tag ein bisschen mehr schaffe und Erfolge habe, bin ich zuversichtlich durchzuhalten.

Funfact: Pro Sekunde rauschen 3160 Tonnen Wasser die Niagarafälle hinunter. Eine unvorstellbare Menge

Sonntag – Zeit zum Verarbeiten und Entspannen

Heute ist Sonntag und ich werde den Tag nutzen, um die Woche zu verarbeiten, Kraft zu sammeln und etwas zu entspannen. Das ist zumindest der Plan. Ich habe bereits Wäsche gewaschen und schreibe an diesem Blogbeitrag.
Ich wünsche euch ebenfalls einen guten Start in die Woche und genießt eure Zeit. Das werde ich in den nächsten Wochen versuchen auch mehr zu tun.


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