Berührungspunkte mit der Polizei


14.11-20.11.2022

Wieder liegt eine neue Woche in den USA hinter mir in der vieles passiert ist. Trotz des neuen Alltags gibt es immer noch viel Abwechslung, die die Motivation aufrecht erhält, auch wenn es fast regelmäßig kleinere Rückschläge gibt. In diesem Beitrag möchte ich euch auch meine bisherigen Erfahrungen mit der Polizei in den USA schildern, die schon gleich an den ersten Tagen für Aufregung gesorgt haben.

Die Collegephase neigt sich dem ende

Nachdem ich meinen Mitschülern überrascht und gleichzeitig stolz in dieser Woche verkündet habe, dass ich keinen weiteren Unterricht mehr besuchen muss in Psychologie, musste ich anschließend feststellen, dass doch noch eine Stunde auf mich wartet. Trotzdem geht es aber nun endgültig in die Schlussphase des Semesters, das offiziell am 6. Dezember endet. Einige Lehrer sammeln jetzt noch mal intensiv Noten beziehungsweise geben uns schon die Vorbereitung für die Abschlussprüfungen. Diese verursachen in mir noch ein mulmiges Gefühl, da das wieder viel Arbeit in kurzer Zeit sein wird. Auch der Politikkurs läuft inzwischen super und wird schon fast einfach, was auch an den Themen liegt. Sie sind viel mit der deutschen und europäischen Geschichte verbunden. Das ist alles sehr interessant und ist vielleicht im Moment mein Lieblingsfach.
Diese Woche fand auch die internationale Bildungswoche statt, zu der ich mit einem kleinen Informationstisch über Deutschland und das Programm beigetragen habe.
Die Vorstellung, dass das Semester nun fast vorbei ist, ist auch mit einem traurigen Aspekt verbunden. Einige liebgewonnene Mitschüler und auch die internationalen Studenten werde ich dann erstmal weniger sehen, auch weil viele verreisen und ich noch nicht weiß, wo ich nächstes Jahr arbeite.

Erfahrungen mit der Polizei

Als junger, weißer Mann aus Europa hat man im Vergleich zu Minderheiten hier kaum etwas zu befürchten. Darüber habe ich auch mit meinem Gastvater geredet, was an sich leider ein trauriger Fakt ist. Das haben auch die Black Lives Matter Bewegungen und viele andere Vorfälle gezeigt. Auch vom Programm würden wir darauf vorbereitet. Allgemein ist die Polizeipräsenz relativ hoch im Vergleich zum ländlichen Erzgebirge, wo man Polizeiautos eher selten sieht. In dieser Woche standen auf dem Weg zum College sogar direkt zwei Streifenwagen am Straßenrand an verschiedenen Stellen und haben kontrolliert.

Persönlich war ich schon zwei Mal im näheren Kontakt mit der Polizei und das erste Mal war direkt in den ersten Tagen in Washington DC. Dort haben wir am Abend gemeinsam etwas Sightseeing betrieben, inklusive der Besichtigung des Weißen Hauses. Vorher habe ich mir eine Limonade in einer Glasflasche gekauft und mitgenommen. Angekommen am Weißen Haus, hat natürlich jeder Fotos gemacht und ich wollte es für mich selbst auch fest halten. Also habe ich meine Glasflasche auf die Absperrung beziehungsweise den Betonabsatz mit den Gitterstäben abgestellt um beide Hände frei zu haben.
Zunächst ist die Flasche auch stehen geblieben, allerdings ist es keine gute Idee diese auf einer schrägen Fläche abzustellen. Natürlich ist sie dann runter gerutscht und ist mitsamt der Kohlensäure in ihr laut in Scherben zerplatzt. Ich stand da, wusste erstmal gar nicht wie ich mich verhalten soll und es dauerte keine 10 Sekunden, bis der Secret Service mit Taschenlampen neben mir stand und mich fast alle anderen Teilnehmer vom Programm angeschaut haben. Ich war noch etwas gelähmt und mir ging ziemlich schnell der Puls hoch und die Polizisten fragten, was passiert ist.
Ein Freund hat dann den Sachverhalt erklärt und wir wurden dann zum Glück nur freundlich darauf hingewiesen, dass wir das jetzt aufräumen müssen. Die Situation hätte aber auch anders ausgehen können, wenn vor dem Weißen Haus etwas laut im Dunkeln laut knallt. Nachdem wir die Scherben in eine Tüte getan haben, sind die Polizisten wieder gegangen. Allerdings war es gar nicht so einfach einen Mülleimer zu finden, da das Gebiet natürlich Hochsicherheitszone ist. Mülltonnen werden auch genutzt, um gefährliche Gegenstände zu verstecken, wie ich danach erfuhr. Eine Situation, die ich wohl nicht so schnell vergessen werde. Auch von anderen Teilnehmern haben ich schon interessanten Geschichten zu dem Thema gehört.

Meine zweite Begegnung mit der Polizei war eine Verkehrskontrolle in einem Park. Da sind wir zu dritt im Auto gewesen, ich als Beifahrer und der Fahrer, auch Teilnehmer vom Programm war mit ca 40 Meilen pro Stunde unterwegs obwohl nur 24 erlaubt waren. Davon wusste er nichts und hat sich mit seinem internationalen Führerschein und frischer Zulassung glaubhaft machen können. Daher gab es nur eine mündliche Verwarnung und der Polizist war im Allgemeinen sehr freundlich, wie meine Erfahrungen bis jetzt immer.

Bei beiden Malen fiel unser Privileg als junge weiße Männer glaube ich sehr stark ins Gewicht und wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Im Allgemeinen sollte man aber immer höflich, zurückhaltend und auch nur nach Aufforderung handeln, da Situationen auch schnell fehlinterpretiert werden und eskalieren können.

Freizeitgestaltung

Auch diese Woche waren einige Aktivitäten geplant und es fühlt sich inzwischen schon blöd an, wenn man einen Abend alleine Zuhause im Bett sitzt. Das war aber selten der Fall diese Woche. An zwei Abenden haben wir mit den Franzosen Filme angeschaut, viel zusammen gespielt und wir wurden zum Abendessen eingeladen, wo die koreanischen Studenten für uns gekocht haben. Leider war die vegetarische Auswahl nicht sehr groß aber es sah alles sehr lecker aus und hat allen geschmeckt. Im Haus stand auch ein Klavier, an das ich mich etwas genötigt nach vielen Jahren der Untätigkeit gesetzt habe. Nach einigen Versuchen konnte ich wenigstens einhändig und teilweise zweihändig leichte (Weihnachts-)lieder in Begleitung wieder spielen. Da ist mir bewusst geworden, wie schade es eigentlich ist, dass ich so aus der Übung bin.

Allgemein fühle ich mich aber einfach so wohl, wenn ich etwas mit den Franzosen unternehme und bin für jede Minute dankbar. Aber langsam nehmen wir schon Abschied von den ersten Studenten, die nach dem Semester gehen. Wir haben zusammen ein Basketballspiel vom College angeschaut und sind danach zum Abschied gemeinsam essen gegangen am Freitag. Erstaunlicherweise habe ich dabei gar nicht über meinen eigenen Abschied nach gedacht, der zwar noch eine Weile hin ist aber worüber ich trotzdem öfter nachdenke.
Auch an dem Ort, wo alles begann, war ich diese Woche wieder einmal, als ich meinen Gastvater zu Flughafen gefahren habe. Das hat in mir auch einige Erinnerungen und Emotionen geweckt.

Fazit

Insgesamt war die Woche sehr anstrengend und gleichzeitig auch sehr schön. Es gab wenige Tage an denen ich länger als ein paar Stunden und zum Schlafen zu Hause war. Auch der Winter kommt jetzt am Eriesee mit großen Schritten. Gestern Nacht gab es einen ziemlich starken Schneesturm auf dem Weg zu den Franzosen, was gar nicht so ungefährlich ist mit den Allwetterreifen, die dafür definitiv untauglich sind.
Nachdem man sich jetzt am College gut eingelebt hat, geht die Zeit wieder dem Ende zu und man bereitet sich auf den nächsten Abschnitt vor. Nächste Woche steht das vielleicht größte Familienfest in den USA mit Thanksgiving vor der Tür. Ich werde die Söhne meiner Gasteltern kennenlernen und ich habe mit zwei Freunden einen Ausflug nach Chicago geplant, worauf ich mich sehr freue.
Euch wünsche ich (auch ohne Thanksgiving) eine schöne Woche und ich hoffe, dass ihr trotzdem etwas findet, wofür ihr dankbar sein könnt!