Die letzte Arbeitswoche in den USA


12.06.-18.06.2023

Trotz gegenteiliger Befürchtungen ist auch die vergangene Woche wieder in einem unglaublichen Tempo an mir vorbei gezogen (wie so oft schon). Damit ist mit einem wunderschönen Überraschungsparty die Arbeitsphase der offizielle Teil des Programms in den USA nun zu Ende. Nun heißt es Sachen packen, aufräumen, verabschieden und nochmal die letzten Wochen zum Genießen nutzen.

Start in die Woche

Mit einem komischen Gefühl, dass es nun die letzte Woche ist, ging es am Montag los. Dabei habe ich versucht, es so normal wie möglich zu gestalten und gar nicht groß darüber nach zu denken. Das war aber gar nicht so einfach, da es bei der Autowaschanlage schon der vorletzte Tag war und ich mich von vielen verabschiedet habe. Auch von meinen Kollegen in Kindergarten wurde ich daran oft schmerzhaft erinnert. Es wurden Kontaktdaten ausgetauscht um langfristig in Kontakt zu bleiben und bereits die Arbeitskleidung zurückgegeben.
Nach dem Feierabend wurde ich dann spontan noch zu Randy vom ifi eingeladen, um einen Film zu schauen. Wir haben „The Italian Job“ angeschaut, was eine willkommene Ablenkung war. An den Tagen darauf war das Wetter so schlecht, dass wir uns darauf einigten, dass ich nicht bei der Autowaschanlage arbeite, sodass ich erst am Donnerstag wieder vor Ort war. Bis dahin habe ich stattdessen abends für meine Gasteltern gekocht und die letzten Erledigungen gemacht, wofür ich ein Auto brauchte, da ich es am Freitag abgegeben habe.

Abschiedsparty im Kindergarten

Am Freitag habe ich etwas erlebt, was mir in diesem Umfang noch nicht passiert ist. Bereits als ich die Tür am Eingang aufschließen wollte, begrüßten mich kleine Deutschlandflaggen und ein kleines Poster mit „We will miss you Mr. Manuel“ (Ja, die Kinder nennen mich Mr. Manuel, da mein Nachname teilweise für Schwierigkeiten sorgen könnte…).
Angekommen im Zimmer war an den Fenstern Bilder angebracht von den Kindern, bei denen sie darüber berichteten, was sie mit mir am liebsten gemacht haben. Dazu gab es wieder einige Deutschlandflaggen und Poster mit Wünschen. Bereits davon war ich schon etwas sprachlos, weil es einfach mit viel Aufwand verbunden ist und eine super nette Geste als Andenken mit den Bildern ist.
Danach hatte ich die Gruppe erst einmal allein und der Raum füllte sich langsam. Der Tag war dann auch bis kurz vor Ende weitestgehend normal und ich wusste nur, dass wir als Team gemeinsam Essen bestellt haben als Abschied. Stattdessen wurden dann aber von den Krippenkindern bis zu den Schulkindern alle in unseren Raum eingeladen und aßen gemeinsam Mittag. Neben dem bestellten Essen, brachten andere noch selbstgemachte Salate und Snacks mit. Zudem gab es neben einem Fotoalbum mit den Kindern eine Grußkarte und Gutschein. Man könnte nun denken, dass das schon mehr als genug ist.
Stattdessen gab es noch einen individualisierten Kuchen, ebenfalls im Deutschlandfahnen-Design und der Aufschrift „We will miss you Mr. Manuel“. Es war einfach umwerfend und wie so oft war ich einfach so unfassbar dankbar. Auf der anderen Seite dachte ich mir auch, dass meine Arbeit nicht als zu schlecht gewesen sein kann, wenn der Abschied so unvergesslich gestaltet wird und Erzieher, die eigentlich Urlaub haben sogar extra kommen um sich zu verabschieden. Das war sehr emotional. Am Ende kam sogar noch meine Gastmutter um mich abzuholen, da ich mein Auto nach der Arbeit an meine Kollegin abgeben wollte. Ich schaute ihr noch den Kindergarten und dann hieß es ein letztes Mal „Good Bye“ zu sagen und die Türen hinter sich zu schließen. Wir haben uns aber gegenseitig versprochen in Kontakt zu bleiben! Das alles zu verarbeiten und zu realisieren dauert wahrscheinlich allerdings noch ein paar Tage.

neun monate honda fit

Fast auf den Tag genau vor neun Monaten kaufte ich mir nach schwieriger Suche mein erstes eigenes Auto überhaupt – meinen Honda Fit. In Deutschland wird das Auto als Honda Juke verkauft. Es ist dafür bekannt ein unendliches Leben zu haben und leicht zu reparieren zu sein. Das hat mich davon überzeugt auch etwas mehr Geld auszugeben, als ich mir eigentlich vorgenommen habe. Schlussendlich nach knapp 10.000 Meilen Nutzung habe ich das keine Minute bereut.
Es gab nie Probleme, die ich nicht selbst beheben konnte und es brachte mich immer zuverlässig dorthin, wo ich hin wollte. Dazu zählte nicht nur der tägliche Weg auf Arbeit oder zum College, sondern auch Ausflüge nach New York City oder Toronto. Um so trauriger war ich, dass ich es am Freitag nach der Arbeit abgegeben habe. Der Weg dahin war mit einer kleinen Hürde verbunden, da man im „Title“, also dem Eigentümerbrief sozusagen den neuen Namen einträgt.
Mein Unterbewusstsein hat aus Angst vor Verlust des Autos direkt anstatt beim Verkäuferfeld meinen eigenen Namen beim Käuferbereich eingetragen. Das führte dazu, dass wir nicht nur zum „Bureau of Motorvehicles“ (BMV) fahren mussten, sondern auch zum „Title Office“, wo der Käuferin direkt ein neuer Eigentümerbrief ausgestellt wurde. Danach ging es zurück zum BMV wo es dann endlich alles geklärt war und es ein neues Kennzeichen gab. Dann wurde ich noch nach Hause gefahren und es fand ein weiterer Abschied statt. Seit dem ist es ein bisschen komisch zu sehen, dass das Auto nicht mehr in der Einfahrt steht. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass ich mich darum jetzt nicht mehr kümmern muss.

Kayakfahren am Samstag

Am Samstag wurde ich dann abgeholt zum Kayakfahren. Die Idee bestand schon eine Weile und ich wollte es schon die ganze Zeit machen. Diese Woche war es dann so weit und wir fuhren nach Hinckley mit einer Gruppe des ifi. Dort waren wir dann zwei Stunden auf dem See unterwegs. Die Natur dort war sehr schön und es hat eine Menge Spaß gemacht. Anschließend gab es noch eine sehr leckere Pizza und gut schlafen konnte ich dann gestern auch. Ich kann es euch also nur empfehlen, es auch auszuprobieren!

Ausblick

Vor mir liegt nun eine Woche ohne Verpflichtungen bevor es zum Urlaub an die Westküste geht. Allerdings füllt sich der Terminkalender bereits wieder für spannende Aktivitäten wie einem Baseballspiel der Cleveland Guardians am Mittwoch. Es bleibt jetzt nochmal Zeit Dinge zu machen, die ich nicht geschafft habe und unbedingt noch vor habe in Ohio. Ich bin gespannt, was am Ende dabei heraus kommt. Zudem heißt es nun endgültig Abschied nehmen von den Menschen, die mich fast ein ganzes Jahr hier unterstützt haben und mir den Aufenthalt so leicht gemacht haben. Dann heißt es Koffer packen und Abflug. Für mich ist das noch ein sehr komisches Gefühl, das ich noch nicht ganz realisieren kann.


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