Urlaub in New York City


05.03.-16.03.2023

Auf dem Rücksitz des eigenen Autos, was trotz einem Kilometerstand von ca. 400.000 Kilometern, eine hervorragende Arbeit leistet, geht es nun wieder zurück nach Ohio. Hinter mir liegt eine unvergessliche Woche mit einer Menge Spaß und vielen Eindrücken, die man erstmal verarbeiten muss. Auch die ersten Arbeitsstunden in der Autowaschanlage sind abgefristet. Das ist auch nochmal eine komplett neue Erfahrung.

Andere Welten kennenlernen in der Autowaschanlage

In der Autowaschanlage kommt man mit einem komplett anderen Klientel in Kontakt, als vergleichsweise im Kindergarten des Colleges, im College selbst oder im Ehrenamt. Auf der einen Seite hat man die Kollegen, die zu 95% aus High School Schülern und jungen Menschen im Alter von 16-21. Sie wollen sich ebenfalls ein paar Dollar extra verdienen. Auf der anderen Seite hat man teilweise anspruchsvolle Kunden mit sehr teuren Autos, zu denen man sonst keinen Zugang hat oder nicht in Kontakt ist.
So saß ich bereits in dem ein oder anderen Jeep oder Ford F-150 und man bekommt auch oft Teslas und ähnliche Autos in diesem Preissegment zu sehen. Meine Aufgaben wuchsen von Tag zu Tag und es ist wirklich eine spannende Erfahrung, auch wenn das Draußenstehen für 4-5 Stunden bei Kälte schon an einem nagt. Man kommt mit komplett unterschiedlichen Leuten mit verschiedenen Hintergründen in Kontakt und man lernt die Dollar, die man ausgibt, auch nochmal anders schätzen mit dem Hintergrund, dass es bei kälteren Temperaturen wirklich körperlich anspruchsvoll ist und die Arbeit selbst tendenziell eher weniger Spaß macht.
Zudem ist mir nochmal bewusst geworden, welches ich Glück habe, die Stelle im Kindergarten zu haben, der dazu im Vergleich ein Spaziergang ist und sich gar nicht wie Arbeit anfühlt. Darauf freue ich mich schon sehr, wenn ich am Montag wieder gehe.

Ausflug nach New York City

Seit langem war die Reise geplant und endlich hat sie stattgefunden. Am letzten Sonntag habe ich 8:00 Uhr die Franzosen abgeholt und dann ging es direkt los. Mit meinem Honda Fit durch Pennsylvania, New Jersey und New York nach Brooklyn über 812 Kilometer, wo wir unser Hostel hatten. Das Hostel war wie eine Jugendherberge für internationale Studenten. Ich teilte mir mit den Französinnen und dem Franzosen ein Zimmer und mit allen anderen Besuchern das Bad und die Küche.
Es war sehr interessant sich abends mit den anderen Besuchern auszutauschen. Diese kamen zum Beispiel aus Georgien, Brasilien und sogar Frankreich. Die Mitarbeiter des Hostels meinten sogar, dass im Sommer ca. 50% der Gäste aus Deutschland kommen. Das konnte man an den Wänden sehen, die von Besuchern beschrieben werden durften und somit mit einigen Grüßen versehen waren. Darunter viele deutsche Kommentare, wie „Schön hier, aber waren Sie schon mal in Baden-Würtemberg?“ – die vermutlich gelungenste Marketingkampagne für deutsche Urlaubsorte.
Die Behauptung, dass es viele deutsche Touristen in New York gibt, hat sich dann direkt mehrfach bestätigt, als man an jeder Sehenswürdigkeit deutsch hörte. Mit einigen habe ich mich auch unterhalten, was größtenteils eine interessante und lohnenswerte Begegnung war. Ebenfalls haben wir uns mit Jan getroffen, einem weiteren Teilnehmer des PPP-Programms, der inzwischen ein wirklich guter Freund geworden ist und seit Januar in New York City wohnt. Dazu später mehr.

Ankunft am Samstag

Nachdem wir durch das verschneite und traumhaft schöne Pennsylvania gefahren sind, sind wir am späten Nachmittag in New York nach 8h und Essenspausen angekommen. Wir haben uns zu dritt ins fahren reingeteilt. Wobei ich den Anfang und den Schlussteil gefahren bin. Ich hatte sehr großen Respekt vor dem Fahren in New York, besonders weil unser Hostel auf der Ostseite von New York ist. Daher müssten wir ein Mal durch die ganze Stadt durchfahren.
Mit etwas Konzentration war es aber am Ende „leichter“ als gedacht. Das lag daran, dass wir auf dem Hinweg über Bronx gefahren sind und nicht direkt durch Manhatten, wie bei der Rückfahrt. Als wir danach mit dem Hostel vertraut waren, kauften wir uns ein Metroticket und fuhren zum Times Square, welcher besonders bei Nacht einfach wie eine andere Welt wirkt. Die unfassbar hohen Gebäude neben den endlosen Leuchtreklamen und Menschenmassen machen diesen Ort einzigartig. Nach einem kurzen Stopp im Souvenirshop ging es dann ins Bett, auch wenn der Schlaf in den vergangenen Tagen leider allgemein recht kurz gekommen ist. Besonders in der ersten Nacht war davon nicht viel zu haben.

statue of liberty am sonntag

Etwas vorverlegt wegen einem Bewerbungsgespräch habe ich dann am Sonntag Vormittag Liberty Island alleine erkundet. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl vor diesem Wahrzeichen zu stehen, was man sonst nur im Fernsehen, in Videos oder auf Bildern zu sehen bekommt. Die Freiheitsstatue wurde von Frankreich an die USA geschenkt als Zeichen für die Demokratie, Freiheit und die Verbundenheit der beiden Länder. Man wird an dieses Privileg, welches man auch in Deutschland in besonderem Maße genießt, nochmal bewusst und erinnert.
Interessant und neu war für mich, dass der Architekt, der den Eiffelturm entworfen hat, auch das Grundgerüst für die Freiheitsstatue entwickelt hat. Ebenfalls waren die Bedeutung und Geschichte der Insel und Ellis Island spannend, die im Laufe der vergangenen Jahrhunderte immer wieder andere Funktionen hatten. Was zunächst als eine Notlösung wegen dem Bewerbungsgespräch gedacht war, stellte sich später als sehr vorteilhaft heraus. Als die Französinnen und Franzosen die Bootstour am Dienstag machten, gab es neben Schnee sehr kalten Wind, was die Erfahrung offenbar etwas getrübt hat.

Anschließend ging es zum botanischen Garten in Bronx, der aktuell eine Orchideenausstellung hat. Allein für das Klima und die Luft darin, lohnt es sich jedes Mal und es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, welche Einzigartigkeit und Schönheit die Natur in verschiedenen Teilen der Welt hervorbringt.

Zum Abendessen ging es nach Chinatown, einem asiatisch geprägten Statdtteil von New York. Es gab extrem leckere Bratnudeln und es war eine schöne Atmosphäre. Erinnerungswürdig war, dass Antek, einer der Franzosen mit denen ich unterwegs war, im Restaurant nachdem wir fertig mit Essen waren und eine der Kellnerinnen mit den Resten von anderen Gästen vorbei lief, gefragt hat, ob er diese haben könne bevor sie weg geschmissen werden. Ich saß daneben und konnte meinen Ohren nicht ganz glauben. Umso verwunderter war ich dann, dass er nach wenigen Sekunden und ungläubigem Nachfragen der Kellnerin, drei große Stücke Fleisch auf dem Teller hatte, die ansonsten im Müll gelandet wären.

Regnerischer Montag beim 9/11 Museum

Am Montag ging es ins 9/11 Museum, welches neben den ehemaligen Twin Towers errichtet wurde. Es gibt wenige Orte oder allgemein Momente in meinem Leben, die mich innerlich so sehr berührt und traurig gemacht haben, wie der Besuch in dem Museum. Die terroristischen Angriffe auf die USA am 11. September 2001 wurden so unglaublich verständlich und eindrücklich aufgearbeitet und festgehalten, dass man sich durch die Videos, Berichte und Artefakte sehr gut in diesen Tag hinein versetzen kann, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt erst wenige Monate alt war. Ein Besuch in dem Museum ist definitiv eine Empfehlung wert und ist sehr lehrhaft.

Wenig aufmunternd war dann das Wetter, was den ganzen Tag regnerisch blieb. Trotzdem sammelten wir mehr als 20.000 Schritte durch Greenwich und Highline, was eine stillgelegte oberirdische Bahnlinie ist, auf der man nun neben Beeten und Kunst über den Straßen von New York spazieren gehen kann. Trotzdem war die Reisegruppe am dritten Tag sehr gut miteinander vertraut und wir hatten eine Menge Spaß und haben viel gelacht trotz schlechtem Wetter. Das habe ich nach dem Besuch im 9/11 Museum auch gebraucht.

Die Tage rasen an einem vorbei

Am Dienstag haben wir uns nach meinem Bewerbungsgespräch am Museum für nationale Geschichte getroffen. Dort gab es vom Urknall über Dinosaurier bis zu den vergangenen 100 Jahren alles zu entdecken, bis wir zur Schließzeit rausgeschmissen wurden. Danach ging es noch in den Central Park bis wir der Einladung von Jan zum gemeinsamen Abendessen in seinem Apartment gefolgt sind. Das habe ich mehr als genossen. Es war wie eine deutsch-französische Europaversammlung mit insgesamt sieben Personen in New York. Nach ein paar Stunden ging es dann wieder ins Hostel zurück.
Auch der Mittwoch zog schneller an einem vorbei als man sich umschauen konnte. Zuerst haben wir uns das IceCream Museum angeschaut, wo wir uns einen Zuckerschock mit verschiedenen Eisvarianten und Zuckerwatte abgeholt haben. Danach ging es zum Flatiron Building, was aussieht, wie ein Bügeleisen (daher der Name -> Iron – Bügeleisen). Aufgrund des guten Wetters und der schönen Umgebung des Stadtteils hat sich der Gesamteindruck von New York an diesem Tag sehr verbessert. Gekrönt wurde dieser durch die Aussicht zum Sonnenuntergang auf dem Edge Tower – ein Aussichtspunkt auf dem Dach eines riesigen Einkaufshauses mit Büroräumen darüber. Direkt daneben ist das „Vessel“, was zwar leider nicht begehbar ist aber auch einzigartig aussieht.

Nachdem wir uns dann heute (16.03.2023) noch die Streetart mit Grafittis in Brooklyn angeschaut haben, uns komplett mit der U-Bahn verfahren haben und in einem Second-Hand Laden waren, geht es nun zurück. Dadurch, dass wir zu spät weg kamen, standen wir alleine zwei Stunden in New York im Berufsverkehr um die Manhatten Bridge herum. Diese ist bei Nacht mit der Skyline im Hintergrund auch ein einmaliger Anblick, wie wir sie am Mittwoch gesehen haben. Jedoch empfehle ich diese im Auto, besonders zu Stoßzeiten, zu vermeiden! Nun werde ich von den Franzosen gefahren und kann etwas entspannen.

Ausblick

Auch wenn ich mich vermutlich wiederhole: Ich bin dankbar für jede Minute, die ich mit den Französinnen und Franzosen diese Woche verbracht habe. Es war eine Erfahrung, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde und mit Menschen teilen konnte, die den Aufenthalt in den USA so erträglich machen und unheimlich dankbar bin, dass ich so gut aufgenommen werde. Der Fakt, dass es sich eher wie ein Tag statt sechs Tagen angefühlt hat, bekräftigt das.

Nach einer weiteren kurzen Nacht geht es morgen mit dem ifi zunächst in den Maumee Bay State Park und dann am Samstag nach Detroit ins Henry Ford Museum, bevor mich am Montag der Alltag wieder einholt. Auf diesen freue ich mich auch schon wieder sehr, besonders auf etwas mehr Schlaf, der in den letzten Tagen eher nebensächlich war. Ich bin im Moment unglaublich zufrieden mit meinem Leben im Moment und fühle mich jedes Mal wieder privilegiert, wenn ich darüber nachdenke, welche Chance ich durch dieses Jahr habe.

Ich lerne Freunde fürs Leben kennen von überall auf der Welt. Man macht Erfahrungen, die mich für den Rest meines Lebens prägen und mir helfen werden. Durch den Aufenthalt in New York und dem Leid, welches man dort auf den Straßen sieht, denkt man auch nochmal anders über sein eigenes Leben. Man weiß seinen Wohlstand und die Gesundheit, die man hat noch mehr schätzen und realisiert Mal wie gut es einem geht.


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