25.01-04.02.2023

Erneut lieg eine schöne Woche mit Hochs und Tiefs hinter mir, die vor allem anstrengend und spannend war. Ich hatte im Kindergarten die Möglichkeit, viele verschiedene Dinge auszuprobieren und ausgezeichnete und erfahrene Erzieherinnen zu beobachten. Auch wurde diese Woche einiges geplant für die kommenden Wochen und Monate, was den Durchhaltewillen aufrecht erhält.

Die Arbeit in einem amerikanischen Kindergarten

Nachdem ich in meinem letzten Blogbeitrag vor allem über die ersten Eindrücke und Überraschungen gesprochen hatte und dabei nur ein paar Tage in die Arbeit „hineingeschnuppert“ habe, ging es diese Woche richtig los. Ich durfte kleinere Aktivitäten im Morgenkreis mit den Kindern selbst durchführen, habe einige Aufgaben selbstständig übernommen und bekam die Aufgabe einen Beobachtungsbogen für das Entwicklungsgespräch mit den Eltern teilweise auszufüllen. Dabei war es ganz interessant, dass die Kinder schon im Alter von 3 bzw. 4 Jahren nahezu alle Buchstaben und Zahlen bis 10 erkennen sollen.

Nachdem ich am Anfang meine Bedenken hatte, ob die Kinder mich verstehen und ob ich sie verstehe, da weiterhin eine gewisse Sprachbarriere besteht, kann ich inzwischen sagen, dass ich im Alltag sehr gut zurecht komme. An meine Grenzen gerate ich jedoch immer noch bei Kindern mit Sprachverzögerungen oder -defiziten. Da bin ich ganz froh, dass noch eine weitere Erzieherin da ist, die da meistens mehr helfen kann. Auch in der Streitschlichtung muss ich mich noch etwas üben. Da fühle ich mich manchmal etwas nutzlos, da mir zum einen noch nicht alle Regeln geläufig sind und zum anderen die Vermittlung an sich nicht einfach ist. Allgemein kann ich noch viel von den Erzieherinnen lernen, die mit so gut optimierten Mikrotransitionen arbeiten und viele Situationen optimal im Griff haben. Das bewundere ich.

Allerdings kommt mein Vorteil, dass ich noch weitere Sprachen außer Englisch spreche, auch zum tragen. Zum Beispiel zählen wir inzwischen manchmal zusätzlich in deutsch oder französisch und ich darf voraussichtlich auch ein kleines Projekt planen. Allgemein denke ich auch, dass die Kinder mich mögen und wir gut miteinander zurecht kommen. Überrascht war ich, dass es am Mittwoch und Donnerstag bei voller Gruppe, dann doch etwas lauter und ungeordneter zu ging, worüber ich mich aber fast schon ein bisschen gefreut habe, da es dadurch anspruchsvoller wurde.

Zu meinen anderen Aufgaben zählt auch das Vorbereiten der Mahlzeiten. Dafür werden die Tische zuerst mit Seifenwasser und dann mit Chlorwasser (zusätzlich zum ohnehin hohen Gehalt im Leitungswasser) gereinigt. Dann werden Servietten an jeden Platz gelegt und die mitgebrachte Mahlzeit ausgepackt. Trotz der hohen Hygienevorschriften, konnte ich es aber nicht verhindern, dass ich doch noch krank werde.

misslungener kuchen, gemeinsame spiele und biblische diskussion

Anlässlich des vergangenen Geburtstags einer der Franzosen, wollten wir einen Kuchen backen als Überraschung. Mir wurde noch angekündigt, wie leicht dieser doch zu machen wäre und wie schnell es gehen würde. Jedoch sind wir kläglich an dem Versuch gescheitert, Karamell zu machen, was dazu führte, dass wir am Ende Teig mit Apfelstücken, eingelegt in einer wässrigen Butter-Zucker Mischung kreiert haben. Es hat aber trotzdem gut geschmeckt und für eine lustige Überraschung für alle Beteiligten gesorgt. Hingegen werden meine Kochkünste langsam besser und ich lerne aus vergangenen Fehlern. Dafür brauche ich zum Glück auch kein Karamell! Ich würde mich allerdings über vegetarische Rezeptideen freuen, da mir diese langsam ausgehen..

Ein weiteres Highlights war der gemeinsame Spieleabend mit anderen internationalen Studenten am Montag, an dem uns im Haus eines Ehrenamtlers getroffen haben. Dort haben wir gemeinsam gegessen und „drAwful 2“ gespielt. Ein Spiel, bei dem man am Handy etwas nach Vorgabe malen muss und nicht radieren kann. Die anderen müssen dann erraten was es darstellen soll und eine Beschreibung für das Bild abgeben. Die kreativsten Vorschläge und die richtigen Antworten bekommen die meisten Punkte. Ich hatte eine Menge Spaß und einen schönen Abend.

Zusätzlich treffen wir uns inzwischen jede Woche bei Pizza Hut um über das Evangelium von Markus zu sprechen. Anfangs war ich sehr skeptisch, da ich von einigen gewarnt wurde, dass Religion in den USA teilweise „etwas“ extrem ist. Ich habe mich dann aber dazu entschlossen trotzdem zu gehen, da die Veranstalter die gleichen Ehrenamtler sind, die auch die anderen Aktivitäten mit uns durchführen. Zudem nehmen einige Freunde auch teil. Zudem müssen wir das Essen nicht selbst bezahlen! Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung. Die Diskussionen über das Buch sind sehr auf der Basis gehalten und man fühlt sich auch zu nichts gedrängt oder unwohl. Für die anschließenden Unterhaltungen und das Essen lohnt es sich schon allein zu kommen.

Reisepläne und Entscheidungen

Der wahrscheinlich psychisch anstrengendste und schwierigste Teil seit dem letzten Blogbeitrag war wahrscheinlich die Planung von Reisen und die Entscheidung, ob ich nun doch zu dem späteren Flug zurück nach Deutschland wechsle. Letztere Entscheidung ist mir letztendlich doch leichter gefallen als gedacht. Nachdem ich so eine schöne Zeit in Washington mit den anderen deutschen Teilnehmern hatte und mich allgemein die Reiselust etwas gepackt hatte, wollte ich mir nicht vorstellen, wie ich dann in den beiden Wochen wieder Zuhause in meinem Bett liege, während alle anderen Teilnehmer die schönsten Teile der USA sehen. Und auch wenn das Umbuchen teuer war: es ist wohl immer noch billiger als zwei Wochen komplett auf eigene Kosten her zu kommen. Auch der Zug zurück von Frankfurt ins Erzgebirge ist nun gebucht und ich träume schon regelmäßig von der Rückreise.

Aber auch für die kommenden Wochen stehen noch ein paar Pläne auf dem Programm. Zum Einen habe ich mich für einen Wochenendusflug zum Maumee State Park angemeldet. Diese beinhaltet eine Fahrt zum Henry Ford Museum in Detroit. Zum Anderen plane ich mit den Französinnen im Moment eine Reise nach Kanada und New York. Die gut gemeinte Idee noch andere internationale Studenten einzuladen, erwies sich jedoch als erschwerend, da diese sich mit der Festlegung und Pünktlichkeit meistens etwas schwer tun. Das macht die Planung ziemlich spannend. Wenn alles klappt, wären das aber wieder wunderschöne Erinnerungen, auf die ich mich schon sehr freue. Im Gegensatz zu meinem Konto jedoch, das mir zunehmend Sorgen bereitet.

Ausblick

Auch wenn ich merke, dass sich mein Tagebuch, welches ich als Gedankenstütze für diesen Blog nutze inzwischen schwerer füllen lässt und spannende Bilder für den Blog zur Rarität werden, habe ich beim Schreiben realisiert, dass noch ziemlich viel los ist und die meisten Tage sehr spannend sind. Trotzdem hat man auch Tage an denen man nur im Bett liegt und es einem mental nicht so gut geht. Ich finde aber fast immer etwas, was mich wieder aufmuntert. Besonders die Telefonate mit Cedric und Josef (zwei Teilnehmer vom Programm), wo man seine „Last“ abladen kann, helfen sehr. Dafür kann man gar nicht dankbar genug sein.

Auch die neue finanzielle Situation, in der ich nun zwar Geld verdiene aber auch größere Ausgaben auf mich zukommen, werde ich nun erstmal intensiver beobachten müssen. Erleichternd ist aber, dass sich die Sonne inzwischen trotz eisiger Temperaturen wieder blicken lässt und die Tage wieder länger werden. Die Arbeit macht ebenfalls nach wie vor Spaß.