17.01.-24.01.2023
Die erste Woche Arbeit im „Children’s Learning Center“ als Erzieherassistent liegt nun hinter mir und es war eine sehr spannende Erfahrung mit einigen Unterschieden zu dem, was ich aus Deutschland kenne. Natürlich kam ich aber auch nicht an einem Berg von Bürokratie vorbei, der sich aber teilweise auch als sehr spannend heraus stellte.
Bürokratie zur Wiederholung der Grundlagen
Bevor ich anfangen konnte mit der „richtigen Arbeit“ musste ich zunächst Schulungsvideos anschauen und Onlineaufgaben absolvieren um ein Zertifikat zu bekommen. Diese Aufgaben beinhalteten generelle Sicherheits- und Hygienevorschriften vom Familienministerium von Ohio, sowie ein genereller Überblick zur Entwicklung im Kindesalter mit verschiedenen Ansätzen. Beispielsweise tauchten Namen, wie Bronfenbrenner, Piaget und Erikson. Das sind alles Namen, die einem in der Ausbildung in Deutschland auch häufig über den Weg gelaufen sind. Daher war das nochmal eine gute Wiederholung.
Nach neun Stunden kam als letztes Kapitel noch Qualität in Kindertageseinrichtungen als Thema. Das hat auch einen interessanten Aufschluss darüber gegeben, wie dieser Aspekt in Ohio angegangen wird. Zum Beispiel gibt es eine staatliche Sternebewertung, der sich die Kitas unterziehen müssen. Je nach dem wie viele Sterne die Einrichtung hat, gibt es auch mehr staatliche Gelder beziehungsweise überhaupt erst welche. Bei Fehlern kann die Bewertung wieder herunter gesetzt werden. Nachdem das getan war, wartete auf mich noch ein Ordner mit allen wichtigen Informationen zum Kindergarten, Elternarbeit und meinen Rechten und Pflichten als Mitarbeiter am College.
All das hat dann am Ende drei volle Arbeitstage in Anspruch genommen aber danach war ich dann offiziell bereit auch in den Gruppen zu arbeiten und ein vollständiges Mitglied vom Team zu sein. Als solches habe ich mich auch seit den ersten Stunden gefühlt. Die Kollegen sind alle sehr hilfsbereit und freundlich.
Führung durch den Kindergarten
Bevor es dann richtig los ging, wurde mir noch das Gelände des Kindergartens gezeigt. Es befindet sich direkt am College hinter dem Fitnesscenter, dessen Turnhallen bei schlechtem Wetter auch von den Kindern genutzt werden. Das Außengelände ist bestückt mit allerlei Plastik. Zudem ist es auch extrem klein im Vergleich zu dem was ich aus Deutschland gewohnt bin. Da es aber bereits bei etwas kühlerer Temperatur oder gleich Schnee sowieso nicht genutzt wird, wahrscheinlich nicht so wichtig.
Nachdem man den Eingang betritt, muss man zunächst an einem Einlass vorbei. Dieser ist ständig besetzt und bildet die „Schranke“ zwischen Bring- und Abholort der Eltern und den Gruppenräumen. Die Kinder werden dort übergeben und in ihre Gruppe gebracht, wo hinter ihnen zugeschlossen wird. Der Grund dafür ist – man kann es sich in den USA vielleicht vorstellen – die Gefahr von bewaffneten Eindringlingen und anderen Gefahren. Daher befinden sich die Toiletten direkt im Raum und die beiden Räume auf einem Flügel werden mit einem Sicherheitsraum verbunden. Dort lagern nicht nur Spielmaterialen, sondern auch Erste Hilfe Materialien, Taschenlampen und was man sonst noch im Fall eines potentiellen Ernstfall benötigt. Dieser wird auch monatlich geprobt.
Überrascht hat mich auch, dass die Kinder mit Schuhen schlafen, da es im Fall eines Brandes nicht erlaubt ist, das Gebäude ohne diese zu verlassen. Auch gibt es klare Regeln, was die Kinder zum Essen mitbringen müssen, da das Mittagessen nicht von der Einrichtung organisiert wird. Neben bestimmtem Produkten muss auch immer darauf geachtet werden, dass beispielsweise Weintrauben oder Wiener halbiert bzw. längs geviertelt werden da ansonsten Erstickungsgefahr herrscht. Das alles waren für mich bereits sehr interessante Erkenntnisse. Ich bin mir jedoch sicher, dass da noch einige auf mich warten. Es gibt zum Beispiel auch viele positive Elemente, von denen ich noch viel lernen kann. Zusätzlich gibt es auch einen guten Personalschlüssel (vergleichbar mit dem in Sachsen), der die Arbeit erleichtert.
Die Arbeit in der Gruppe
So richtig ging es dann am Freitag los. Ich habe fast den ganzen Tag mit den Kindern in der Gruppe gearbeitet, worauf ich mich schon die ganze Woche gefreut habe. Dabei war ich überrascht, wie ruhig und organisiert es dabei zu ging. Nicht, dass das in deutschen Kindergärten nicht auch der Fall wäre aber man hat definitiv einen Unterschied gemerkt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Kinder alle im gleichen Alter sind (3-4 Jahre). Ebenfalls werden die Regeln sehr oft und eindringlich erklärt, sodass auch kaum Spielraum für Fehlverhalten besteht.
Dabei kam ich mir in manchen Momenten schon fast überflüssig vor. Daher habe ich am Freitag fast ausschließlich mit den Kindern gespielt.
Das hat sich dann am Montag geändert. Neben kleineren Aufgaben, die ich bekommen habe, kamen auch neue Kinder am Montag dazu. Dadurch wurde die Gruppe etwas gefüllter und der Alltag etwas spannender. Bereits nach wenigen Tagen kann ich also bereits sagen, dass mir die Arbeit Spaß macht. Ich musste mich jedoch zunächst erstmal wieder daran gewöhnen so „zeitig“ aufzustehen.
Faszinierend finde ich allerdings, dass bereits in diesem Alter neben dem pädagogischen Programm, was man aus Deutschland kennt, bereits alle Buchstaben gelernt werden. Daher können viele schon mit Eintritt in die Schule einigermaßen lesen. Es ist auch am Anfang etwas verwirrend, dass „Preschool“ (wörtlich übersetzt „Vorschule) in den USA sich auf das Alter 3-4 bezieht, während das Wort „Kindergarten“ die eigentliche Vorschule meint, wie wir sie kennen. In beiden Fällen ist es aber für die Eltern bereits oft eine finanzielle Herausforderung.
„Housekeeping“
Mit dem neuen Jahr standen auch wieder einige kleinere (organisatorische) Angelegenheiten an. Ich habe mich daher um ein paar Haushaltsaufgaben gekümmert, die teilweise auch schon länger überfällig waren. Dazu gehörte unter anderem die Erneuerung meines Autokennzeichens, welches eigentlich schon zu meinem Geburtstag abgelaufen ist. Im gleichen Atemzug wollte ich meine Autoversicherung für das zweite Halbjahr verlängern, was allerdings leider noch nicht funktioniert hat. Stattdessen konnte ich aber einen Mitarbeiter(park)ausweis am College bekommen mit dem ich nun einige Vorteile genießen kann. Auch über die Möglichkeit drei Wochen länger in den USA zu bleiben habe ich intensiv nachgedacht, nachdem die letzten Wochen mit den Reisen sehr schön und wiederholungswürdig waren. Ebenfalls konnte ich endlich meine Corona Impfung mit Abdeckung der neuen Varianten abholen. Das war auch eine interessante Erfahrung, da das in nahezu jedem Supermarkt bzw. Apotheke gemacht wird.
Die schönen dinge im leben
Auch die schönen Dinge im Leben sind natürlich nicht zu kurz gekommen. So startete auch bei „ifi“ das neue Jahr mit einem leckeren „Lunar New Year“ Dinner und anschließenden Spielen. Am gleichen Abend haben wir auch den Terminkalender für das kommende Semester erhalten, Dieser lässt mit vielen spannenden Aktivitäten und Ausflügen auf sich warten. Zudem hatte ich endlich die Möglichkeit „Forrest Gump“ anzuschauen mit den Franzosen. Ich war begeistert, wie gut der Film ist, was bei mir selten der Fall ist. Dabei noch das billige Sandwicheis wie bei inzwischen fast allen Zusammenkünften mit den Französinnen und Franzosen zu essen, war nach der langen Zeit ein wahrer Genuss. Am nächsten Tag habe ich dann natürlich direkt beschlossen wieder aktiver joggen zu gehen! Ebenfalls lag im Wohnzimmer diese Woche eine Zeitschrift zu Briefmarken, die mein Gastvater sammelt. Darin waren sehr interessante Fakten zur sächsischen Geschichte und Entstehung festgehalten.
Auch der Anblick von dem vielen Schnee, den wir bekommen haben, war ein Traum!
Ausblick
Mit fünf Stunden Arbeit am Tag, die mir auch größtenteils viel Spaß machen, werde ich in den nächsten Monaten gut zurecht kommen. Inzwischen halte ich auch Ausschau nach einem weiteren kleineren Job um die Reisekasse etwas zu füllen. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass ich keine Langeweile bekomme, was oft mit suboptimalen Gedanken einhergeht. Des weiteren versuche ich auch mir ein kleines Highlight für jeden Tag zu setzen, was es leichter macht verhältnismäßig früh aus dem Bett zu kommen. Ansonsten freue ich mich sehr, dass ich bei meiner Arbeit viel lernen kann und viel nach Deutschland wieder mitbringen kann. Wann es soweit ist, muss ich in den kommenden Tagen entscheiden. Jedoch fühle ich mich inzwischen mehr als bereit sogar noch drei Wochen anzuhängen obwohl ich vorher bedenken hatte, ob ich überhaupt das Jahr schaffe.