Von einem unvergesslichen Zwischenseminar in Washington zurück zur Routine


09.01.-17.01.2023

Das neue Jahr ist noch nicht sehr alt und trotzdem habe ich schon wieder so viel erlebt, dass ich allein für die vergangene Woche zwei Blogbeiträge schreiben könnte. Der 17. Januar datiert zudem genau die Halbzeit meines Auslandsjahr, wenn ich den ersten Termin zur Rückreise wähle. Darüber muss ich allerdings nach den letzten Wochen nochmal stark nachdenken, da diese Lust auf mehr gemacht haben. Um ehrlich zu sein, war ich aber bereits im Januar kurzzeitig wieder in Deutschland.

Das Zwischenseminar in Washington D.C. – Ankunft und „Sightseeing“

Nachdem es bei der Anreise ein paar Unsicherheiten gab, die dann jedoch beseitigt wurden, hatten wir ein wundervolles Zwischenseminar in Washington D.C. und ein fröhliches Wiedersehen. Gleich zu Beginn gab es ein leckeres Dinner im Hotel, was uns Zeit gegeben hat, sich mit den anderen Teilnehmern seit langem wieder zu unterhalten. Davor hatten wir Zeit noch in das Holocaust Museum zu gehen. Das ist wirklich unfassbar eindrücklich und gut gemacht.

Da alle Museen in Washington kostenlos sind, waren noch einige weitere auf dem Plan. Zunächst wurden wir aber mit dem Plan für die kommenden Tage vertraut gemacht und wurden unseren Hotelzimmern zugewiesen. Ich konnte dabei mein Glück gar nicht fassen, als ich realisierte, dass ich mit einem der Teilnehmer ins Zimmer kam, mit dem ich mich während des Austauschjahres fast jeden Abend telefonisch ausgetauscht habe und ebenfalls aus Sachsen kommt. Wir luden dann zu einem angenehmen Spieleabend in unser Zimmer ein, wo wir uns dann noch etwas länger mit anderen Teilnehmern unterhalten konnten.

Zeitig aufstehen mussten wir am nächsten Tag trotzdem. Der Einstieg in den Workshop war trotzdem recht entspannt und wir wurden mit Bussen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gefahren, wo uns dann von „American Councils“ interessante Fakten und Hintergrundwissen vermittelt wurde. Zu den Stopps gehörte neben dem Weißen Haus auch verschiedene Denkmäler, wie das Martin Luther King oder Abraham Lincoln Memorial. Anschließend ging es weiter zum Kongressgebäude und zum Nationalen Kunstmuseum, welches eins meiner persönlichen Höhepunkte in Washington war. Nachdem wir dann am Abend die Vorbereitung für die nächsten Tage erhalten haben, war der Tag nach 14,838 Schritten vorbei.


Diplomatiesimulation in der deutschen botschaft

Der 10. Januar startete nach einer Busfahrt offiziell auf deutschem Boden. Zwar ist es schwierig mit dem Bus über den Atlantik zu fahren, aber technisch hat er uns direkt vor den Toren der ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in den USA abgesetzt – der Botschaft. Es war ein lustiger Moment, als man die Personen an der Einlasskontrolle auf Englisch begrüßt hat und mit „Guten Morgen, ihren Ausweis bitte.“ geantwortet wird. Vor Ort wurden wir von Michael Hasper, dem Verantwortlichen für Kultur und Kommunikation der Botschaft und Elizabeth Latham, der verantwortlichen für das PPP im Außenministerium der USA begrüßt.

Es gab neben einer Fragerunde mit Diskussion und anschließendem gemeinsamen Mittagessen, wobei man sich noch persönlich mit den Mitarbeitern der Botschaft austauschen konnte, eine Diplomatiesimulation. Diese war als Juniorbotschafter natürlich auch sehr interessant. Wir wurden in Gruppen eingeteilt, die dann verschiedene Länder und Organisationen vertreten haben. Es wurde uns ein Szenario gegeben, bei dem ein fiktives Land eine Minderheitsgruppe aus ihrem Land vertreiben wollte. Ich war einem Land zugeteilt, das zu dem vertreibenden Land gute wirtschaftliche Beziehungen hat aber wesentlich größer ist und etwas entfernter liegt. Daneben waren noch benachbarte Länder und Hilfsorganisationen, wie die UN beteiligt, sowie natürliche die USA. Die Aufgabe war dann die Flüchtlingsbewegung zu bewältigen und gemeinsam Kompromisse zu schließen. Als Sprecher für mein Land die Lösungen zu verkünden, war dann manchmal gar nicht so leicht, da auf mehreren Ebenen und Gruppen verhandelt wurde. Trotzdem hat es viel Spaß gemacht.

Nach dem Besuch in der Botschaft fuhren wir dann zum Museum für afroamerikanische Geschichte und Kultur. Auch in diesem Museum hätte man ohne Probleme mehrere Tage verbringen können.


Treffen mit den Mitarbeitern der Kongressabgeordneten und Senatoren

Mit meinem Glück in Washington, hätte ich in Betracht ziehen sollen in Lotterietickets zu investieren. Alle fuhren am Mittwochmorgen zusammen zum US-Kapitol… außer ich. Ich durfte bereits eher mit einem Taxi losfahren, da ich die einzige Person war, die einen Termin vor allen anderen Teilnehmern hatte. Dieser fand im Büro von Robert Latta statt. Er ist der Abgeordnete für den Wahlkreis, in dem ich in Ohio platziert bin. Dort hatte ich die Möglichkeit mit einem seiner Mitarbeiter über seine Arbeit als Abgeordneter und den Wahlkreis zu sprechen.
Das war sehr interessant und die halbe Stunde verging schneller als geplant, da ich noch ein paar Fragen auf meinem Zettel hatte. Diese konnte ich dann allerdings noch bei dem Treffen mit den Mitarbeitern von Sherrod Brown stellen. Er sitzt im Senat für Ohio, was mit dem Bundesrat ungefähr vergleichbar ist. Da zwischen den zwei Terminen sechs Stunden lagen, konnte ich die Zwischenzeit nutzen, um das Gebiet um das Kapitol zu erkunden.

Besonders fasziniert hat mich dabei auch die Bibliothek des Kongresses, welche nicht nur eine der ersten Gutenberg Bibeldrucke beherbergt, sondern auch geschichtlich und optisch vieles zu bieten hat. Überwältigend ist auch das Tunnelsystem zwischen dem Kongressgebäude und den Büros, sowie den anderen umliegenden politischen Institutionen. Neben vergleichsweise günstigem Essen, sieht man dort erstaunlich viele junge Menschen in Anzügen und wie ich feststellen konnte, ist es absolut kein Problem dort verloren zu gehen! Zum Glück habe ich es aber wieder an die Oberfläche geschafft und somit konnten wir am Abend noch ein Basketball Spiel anschauen.

Am nächsten Tag war dann nur noch die Abreise und ich kam in den Genuss mal wieder zu fliegen, nachdem ich auch das erste Mal eine weitere Strecke von Arlington nach Baltimore mit dem Zug zurück gelegt habe.


Rückkehr der franzosen

Nachdem ich nach dem Zwischenseminar ein paar Tage zur Reflexion und zum Kräftesammeln hatte, freute ich mich umso mehr darauf, die Franzosen vom Flughafen abzuholen, die sich über den Winter in deren Kolonien im Süden abgesetzt haben. Umso schöner war es, auf dem Heimweg ein schrilles Geburtstagsständchen gesungen zu bekommen und die ersten Stunden im neuen Lebensjahr mit ihnen zu verbringen.

Nach einer kurzen Nacht begrüßte mich mein Handy mit vielen weiteren Geburtstagswünschen und nach einem Telefonat mit der Heimat wurde dann mit meiner Gastmutter die traditionelle Geburtstagsbiskuitrolle gebacken. Die war natürlich nicht ganz so gut wie Zuhause aber tat ihren Zweck! Neben den Grüßen gab es dann auch noch ein paar sehr schöne Geschenke, wovon das ein oder andere besonders „originell“ war. Alles in allem war es ein gelungener Geburtstag, der dann auch wieder bei den Franzosen mit ein paar Kartenspielen und Musik endete. Nur leider macht es langsam nicht mehr so viel Spaß innerhalb von kürzester Zeit wieder eine höhere Zahl als Alter nennen zu dürfen wie noch vor ein paar Jahren.


Martin Luther King Day und Start ins Arbeitsleben

Am dritten Montag im Januar findet einer der wenigen Feiertage in den USA statt. Martin Luther King Jr, der übrigens am gleichen tag wie ich Geburtstag hat, bekam einer dieser wenigen Tage zu Ehren seiner Errungenschaften gewidmet. Wir nutzten den Tag um die für Cleveland berühmte Rock & Roll Hall of Fame zu besuchen, die aufgrund des Feiertags kostenlos war. Dort wurden Original Kleidungs- und Schriftstücke sowie Instrumente in Kombination ausgestellt. Des weiteren wurde die Entstehung der Musikrichtung ausführlich in Wort und Bild dargestellt und es war sehr interessant zu sehen, wie viel innerhalb der letzten Jahrzehnte vor sich gegangen ist und wie politisch die Musikrichtung ist. Zu meiner Überraschung hing auch ein glitzernder Trabant von der Decke des Museums, das vom gleichen Architekten des Louvres in Paris entwickelt wurde. Ich bin zwar kein großer Fan der Musikrichtung, allerdings kann ich einen Besuch nur empfehlen.

Nach dem Feiertag stand der erste Arbeitstag in den USA an. Ich habe eine Stelle als „Assistant Teacher“ (Erzieherassistent) im Kindergarten des Colleges bekommen. Die ersten Tage werde ich allerdings nur mit meinem Zertifikat am Computer und Bürokratie beschäftigt sein und erst nächste Woche wirklich mit Kindern arbeiten. Das Zertifikat wird vom Staat Ohio vorausgesetzt und man lernt innerhalb von zwölf Stunden die Grundlagen zu Sicherheit, Hygienevorschriften, Unfallprävention, Organisation und Datenschutz. Das ist zwar größtenteils auch wichtig aber ich freue mich schon wesentlich mehr auf die tatsächliche Arbeit um auch die Unterschiede zu einem deutschen Kindergarten zu sehen.

Ausblick

Nach einem unfassbaren Start in das neue Jahr mit wunderbaren Momente in Washington und viel Freizeit zwischen dem Schul- und Arbeitsabschnitt kehrt jetzt wieder langsam Routine ein. Wie so oft angemahnt geht es nun mehr oder weniger in den Ernst des Lebens mit der Arbeit. Ich bin gespannt wie es wird und wie ein Kindergarten in den USA läuft. Nach dem ersten Teil des Zertifikats sehe ich mich aber teilweise schon wieder mit einem Bein im Gefängnis und ich habe Respekt vor dem was kommt. Jetzt ist die zweite Halbzeit offiziell angebrochen und es ist erstaunlich wie schnell die erste Hälfte vorbei ging.


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