08.12.-19.12.2022
Auch wenn ich in den letzten Wochen befürchtet habe, dass die Zeit zwischen College und Jobphase etwas langweilig werden könnte, hat sich das bis jetzt nicht bewahrheitet. Jeder Tag kam mit neuen Aufgaben und Erlebnissen, selbst wenn nicht alles nach Plan lief.
Folgenschwerer FreiTag
Am Freitag, den 09. Dezember waren alle Aufgaben vom College abgeschlossen und um das zu feiern, haben die Französinnen und Franzosen und ich den ganzen Tag miteinander verbracht. Wir waren im Crocker Park, einem europäisch angehauchten Einkaufspark, wo wir uns verschiedene Geschäfte angeschaut haben. Es gab sehr interessante Geschäfte, wie einen LEGO Store oder einen Bücherladen mit einer Menge von Spielen und anderen Artikeln. Danach ging es zurück in deren WG-Zimmer, wo auch die Mädels ihre Hausaufgaben fertig stellten und ich in der Zwischenzeit Serien schaute.
Der Grund, warum ich dort geblieben bin war, dass ich sie gefragt habe, ob sie mir nochmal meine Haare schneiden können bevor sie für einen Monat nicht mehr da sind. Gesagt, getan war es dann am späteren Nachmittag so weit und unter etwas Zeitdruck zur nächsten Veranstaltung wurden mir die Haare geschnitten. Bereits zu diesem Zeitpunkt tauschten wir uns etwas über Krankheiten aus, da sie befürchtete wieder Angina zu bekommen, wie jedes Jahr. Ihrer Mitbewohnerin ging es an dem tag schon nicht sonderlich gut. Als wir fertig waren, ging es zur Kirche zur Weihnachts-Dinner and Discussion. Dort gab es neben sehr leckeren Essen dieses Mal die Diskussion über die Weihnachtsgeschichte selbst. Es ist immer interessant, andere Ansichten und Bezüge zum Christentum zu hören und man erweitert bei aufmerksamen Zuhören immer seinen Horizont.
Als ich meiner Gastmutter am nächsten Tag von meinen Erlebnissen am Vortag erzählte und ergänzte, dass die Anginasymptome nun stärker wurden, wies sie mich darauf hin, dass es doch Corona sein könnte. Daraufhin brachte ich den Französinnen Tests vorbei und, wie es natürlich kommen musste, waren sie positiv. Ich malte mir schon die schlimmsten Dinge aus, meine Gastfamilie kann kein Weihnachten feiern, wenn ich sie anstecke, meine Pläne sind zerstört und für die Mädels fällt Guadeloupe ins Wasser. Meine Gasteltern waren natürlich auch absolut nicht begeistert.
Nachdem nun allerdings 10 Tage vorbei sind, kann ich sagen, dass sich nichts davon bewahrheitet hat. Trotz dessen dass sie mir höchstwahrscheinlich hochinfektiös die Haare geschnitten hat, bin ich scheinbar noch immun und mir geht es gut. Trotzdem musste ich zu Hause Maske tragen und regelmäßig Tests machen. Die ersten fünf Tage war ich auch nicht unterwegs. Die Französinnen hat es auch nur leicht erwischt und sie konnten anschließend verreisen. Zu tun hatte ich in der Zeit auch weiterhin genug, da ich dann stattdessen noch einiges am Computer bearbeitet habe, was in den letzten Wochen liegen geblieben ist.
Weihnachtsmarktbesuch
Bevor ich in Quarantäne war, haben mich meine Gasteltern noch auf einen Ausflug nach Cleveland und Hudson mitgenommen. In Cleveland fand ein Kunstbasar statt, bei dem kleinere Künstler ihre Werke verkauft haben, aber auch andere kleine Geschenkideen gab es zu kaufen neben Kleidung. Bei diesem Basar hatte ich zum ersten Mal den Eindruck in den USA, dass auf solchen Veranstaltungen oder Läden nicht nur Unbrauchbares und „kitschiges“ Zeug verkauft wurde. Dementsprechend war das eine coole Erfahrung und ich habe auch ein paar Sachen gefunden, die ich gekauft habe.
Danach sind wir weiter nach Hudson gefahren, wo es einen „German Cristkindlmarket“ gab. Der war wenig spektakulär trotz deutscher Weihnachtsmusik. Es handelte sich um kleine, ungeschmückte, weiße Zelte die auf einer matschigen Wiese aufgestellt wurden und Dinge verkauft wurden, die teilweise deutsch anmuten sollten, es teilweise auch waren, wie erzgebirgische Holzkunst aber auch allerhand Kitsch. Immerhin gab es danach noch eine sehr leckere heiße Schokolade in einem naheliegenden Café.
Auf dem Weg nach Hudson haben wir noch einen Zwischenstopp bei dem Lieblingsrestaurant meiner Gasteltern gemacht und „Hansa Import“ besucht. Dort gab es Importprodukte aus Deutschland mit einer angeschlossenen Bierbar. Das war ein wundervolles Erlebnis, da man sich fast wie in einem deutschen Supermarkt gefühlt hat. Es gab viele bekannten Produkten von gut&günstig über Haribo bis Quendt. Aber natürlich auch viele Biersorten und Spirituosen. Danach haben sie mich auch etwas auf eine Reise in die Vergangenheit mitgenommen. Mir wurde gezeigt, wo sie zur Schule gegangen sind und wo sie wohnten. Es war ein sehr schöner Ausflug!
Job im Kindergarten des Colleges
Während meiner Quarantäne bekam ich die erfreuliche Nachricht, dass ich bei dem Kindergarten am College akzeptiert wurde. Der Background Check (Führungszeugnis) war auch unauffällig. Ich kann direkt im Januar anfangen, sobald ich alle Dokumente ausgefüllt habe. Das Ausfüllen ist bzw. war wohl aber die größte Herausforderung. Verschiedene Steuerformalien und alles auf englisch, wovon ich schon auf deutsch keine Ahnung habe. Meine Gastmutter konnte mir dabei zum Glück etwas helfen. Ende Dezember habe ich dann noch einen Arzttermin für einen Gesundheitscheck. Dann kann es nach dem Zwischenseminar Mitte Januar los gehen. Da es sich dabei aber nur um 20-25 Stunden pro Woche handelt, werde ich mich vermutlich trotzdem für einen weiteren Minijob umschauen.
Bilder von überall aus der Welt
Schulfreie Zeit bedeutet für die internationalen Studenten auch Reisezeit. Nahezu alle meine Freunde nutzen die Zeit um zu verreisen und senden mir Bilder von ihren Zielen. New York, Guadeloupe, Frankreich, Kuwait und natürlich die vielen Bilder von Weihnachtsmärkten in Deutschland von Familie und Freunden zu Hause. Man selbst sitzt im grauen, kalten Ohio und würde am liebsten in jedes Bild einzeln reinspringen und dabei sein. Das geht allerdings nicht nur wegen der Quarantäne nicht. Umso mehr freue ich mich schon, wenn alle wieder da sind und sie mir von ihren Reisen berichten können. Ich hatte dadurch auch die Möglichkeit ein paar andere Leute näher kennen zu lernen, mit denen ich sonst nicht so viel mache. Diese sind mir in kurzer Zeit auch zu guten lieben Menschen geworden, mit denen man vielleicht etwas im näheren Umfeld unternehmen kann.
Holiday Lights Walk im Carlisle Reservation Park
Nachdem die heiße Phase ohne Coronasymptome überstanden und der Test negativ war, freute ich mich umso mehr über einen kleinen Ausflug. Es ging in die Nähe von Oberlin zu einem Park, der mit Weihnachtslichtern und Figuren geschmückt wurde. Dazu wurde ich von dem verbliebenen Franzosen eingeladen. Wir waren dann dort zu fünft und als ich ankam, war ich etwas enttäuscht, dass die Besichtigungsrunde in dem Park aus circa 100 Metern zu Fuß bestand. Das wird einem „Walk“ nicht einmal gerecht.
Wenig überrascht hat mich dann, dass es noch einen anderen „Drive-Thru“ also eine Runde, die man mit dem eigenen Auto besichtigen konnte, gab. Die war ungefähr 10x so lang. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass man da mit dem Auto durch einen Naturpark fährt um sich dann geschmückte Bäume und leuchtende Figuren anzuschauen. Natürlich war das aber für einen guten Zweck. Es wurde Essen von einem Krankenhaus gesammelt, die dieses Event sponserte. Das war mal wieder ein typisch amerikanisches Erlebnis.
Danach sind wir dann noch an einigen weiteren extrem geschmückten Häusern vorbei gefahren und haben dann gemeinsam gegessen und noch Spiele, wie Five Crowns oder Monopoly gespielt. Dabei habe ich zu meiner Überraschung bei jedem Spiel gewonnen.
Weihnachtslieder singen für die ehrenamtlichen der kirche
Vorgestern wurde ich dann zum „Carolling“ eingeladen. Dabei sind wir nach einem gemeinsamen Essen von Haus zu Haus gefahren und haben Lieder für die Ehrenamtlichen gesungen, die uns allen während des Halbjahrs vielseitig unterstützt haben. Da ich kein großer Freund vom Singen bin, war ich mir zunächst unsicher, ob ich mitmachen soll. Aufgrund des gemeinsamen Essens, konnte ich dann aber nicht „nein“ sagen. 😉
Diese Entscheidung habe ich zu keiner Sekunde bereut. Es war ein super Erlebnis und wir hatten eine Menge Spaß, auch wenn wir nicht jede Note getroffen haben. Viel mehr ging es aber um die Geste an sich und das Zusammensein. Wenig gewundert hat mich dann allerdings, wie viele der Freiwilligen dann auch krank waren.
Ausblick
Weihnachten kann stattfinden! Das ist wohl die wichtigste Nachricht, nachdem ich auch an Tag 10 ohne Symptome gesund bin, inklusive meiner Gasteltern. Das bedeutet auch, dass ich endlich meinen anderen Gastbruder kennen lernen kann. Er hat auch vor einigen Jahren am selben Programm auf amerikanischer Seite teilgenommen. Darauf freue ich mich schon sehr, auch da ich neue Bräuche und Traditionen kennenlernen werde.
Dabei vergisst man dann auch etwas die Einsamkeit der letzten Tage und die schönen Dinge, die man im Erzgebirge verpasst. Es ist aber immer wieder spannend zu sehen, wie viel es hier schon aus dem Erzgebirge gibt. In vielen Häusern sieht man Pyramiden oder andere erzgebirgische Holzkunst, sowie Traditionen, die man aus der Heimat kennt. Ich freue mich auch schon, endlich den Stollen aus der Heimat anzuschneiden und zu probieren. Dann dauert es auch nicht mehr lange, bis ich die anderen Teilnehmer in Washington wieder sehe. Darauf freue ich mich auch schon sehr.
Gerade eben hat mich auch die Nachricht erreicht, dass ich in die „Honor Society“ aufgenommen wurde. Der Grund dafür sind meine sehr guten Noten, die am Ende alle ein „A“ waren. Die Honor Society ist eine Ehrengemeinschaft aller Studenten, die mit sehr guten Noten abschließen. Anscheinend gehen damit eine Menge von Vorteilen in vielen Bereichen einher. Zum Beispiel besondere Jobmöglichkeiten, Rabatte bei 18.000 Restaurants und im Gesundheitswesen, sowie exklusive Stipendien. Inwiefern ich das in Anspruch nehmen kann und werde, bleibt offen. Allerdings ist das eine sehr schöne Sache um gute Leistungen zu würdigen.
Euch wünsche ich ebenfalls eine schöne Weihnachtszeit und genießt die Zeit mit euren Liebsten!