31.10.-06.11.2022
Erneut neigt sich eine Woche dem Ende zu und wie immer habe ich viel Zeit mit verschiedensten Menschen verbracht, natürlich auch mit den Franzosen. Dabei kam die Frage auf, was mir bis jetzt in den USA am besten gefallen hat. Eine spannende Frage, über die ich länger nachgedacht habe. Dazu fiel in diese Woche auch Halloween und ein paar andere nennenswerte Eindrücke.
Formalien zuerst
Die Zeit am College läuft inzwischen wieder besser, der Politikkurs hat sich in meinen Alltag eingefügt ohne so viel Stress wie vorher zu erzeugen und ich bin sehr zufrieden mit meinen Leistungen, wovon ich teilweise sogar überrascht war. Es fällt mir leichter, mich länger auf meine Aufgaben zu konzentrieren und effektiv daran zu arbeiten. Dafür hat mir meine Psychologie-Lehrerin auch mehr Zeit gegeben und wir hatten am Montag keinen Unterricht. Daraufhin wurde ich direkt mehrfach von den Franzosen gefragt, wo ich bleibe. Die Wochenplanung haben wir dann auf Mittwoch verschoben.
Es blieb sogar noch genug Zeit, das Letterboxen nachzuholen, was wegen einem Termin meines Gastvaters letzten Sonntag nicht geklappt hat. Das hat viel Spaß gemacht und war, so wie wir es gemacht haben, Geocaching aber typisch amerikanisch. Man bekommt ein Rätsel, fährt bis zur gesuchten Stelle hin, erfüllt die Aufgabe und steigt wieder in das Auto ein. Es gibt aber auch anspruchsvollere Kategorien, wo man richtig wandern gehen kann. Das Letterboxing scheint es auch in Sachsen und Deutschland zu geben, falls ihr das mal ausprobieren wollt (Sachsen – (letterboxing-germany.info)).
Rückschläge gab es leider bei einem Bewerbungsgespräch, was aus meiner Sicht keine Katastrophe war, aber leider nicht zum Ziel geführt hat. Das eröffnet aber natürlich auch neue Möglichkeiten und erleichtert in anderen Bereichen einiges.
Deutsche pünktlichkeit
Meine klischeehafte deutsche Pünktlichkeit fällt mir hier manchmal unter den internationalen Studenten etwas auf die Füße. Nachdem sich die Collegelehrer, die für die internationalen Studenten am Anfang etwas über mich lustig gemacht haben, weil ich beim Ausflug zu den Niagarafällen verschlafen habe und das als Deutscher, ist das bei den anderen internationalen Schülern eher die Norm. Meistens bin ich einer der wenigen (mit den Franzosen), die sich pünktlich zur Verabredung treffen, wenn man überhaupt weiß ob sie erscheinen. Dann wartet man selbst unnötig und verpasst Zeit mit der Sache, die man eigentlich machen will, zum Beispiel zusammen essen gehen. Daher werde ich versuchen zeitliche Absprachen immer etwas früher als geplant zu kommunizieren und dabei die akademische Verspätung einzuberechnen. Man trifft hier wirklich auf die unterschiedlichsten Charaktere, was es aber auch wirklich spannend und interessant macht.
Ausgleich, spaß und freizeit- Essen, spiele, filmschauen
Neben der Zeit mit meiner Gastfamilie, dem College und dem Ehrenamt, was ich aufgrund des Stresses der letzten Wochen etwas vernachlässigt habe, stehen natürlich auch jede Woche ein paar abwechslungsreiche Aktivitäten mit Freunden und den Gasteltern auf dem Programm. Mit letzteren haben wir uns die Halloweendekoration von Häusern in der Umgebung angeschaut, die einen wirklich umhauen. Die Eigentümer fangen teilweise Monate vorher an und gestalten kreative Dekoration für ihre Häuser in einem eigenen Verein. Dieser sammelt Spenden für krebskranke Kinder von den Besuchern. Die Bilder dazu gibt es weiter unten. Mit meinen internationalen Freunden war vor allem am Wochenende wieder einiges geplant. Dabei schleicht sich langsam eine Routine ein, die daraus besteht, dass wir uns unter der Woche im College zum Mittagessen treffen, planen was wir machen und dann am Wochenende durchführen.
Diese Woche war es größtenteils Essen, etwas was wir alle gerne machen. Am Freitag wurden wir von den Ehrenamtlern der Kirche zu einem kleinen Jungstreffen in einem mexikanischen Restaurant gegenüber vom College eingeladen, das wirklich unfassbar lecker war. Da wurde dann erstmal mit einer kleinen Wanderung durch den Cascade Park in Elyria wieder etwas Platz im Bauch gemacht. Es gab einen riesigen Burrito, von dem ich wahrscheinlich noch weitere 24h satt gewesen wäre. Allerdings konnte ich der Einladung zum gemeinsamen Pizzamachen einer anderen Ehrenamtlerin der Kirche am Abend nicht absagen, was meinen Essensvorlauf auf das restliche Wochenende ausdehnte und ich immer noch Reste im Kühlschrank habe. Dabei waren vor allem einige asiatische Schülerinnen und Schüler dabei, mit denen wir auch viel Spaß hatten.
Der Höhepunkt der Woche war am Samstag, der damit begann, dass wir zum Basketballspiel des Collegeteams eingeladen wurden, von einem weiteren internationalen Studenten, der dort spielt. Das war mein erstes Spiel dieser Art und leicht zu verstehen. Sie haben sogar gegen das Team aus Pittsburgh gewonnen. Danach sind wir gemeinsam zu den WGs gefahren, wo wir dann zusammen Karten gespielt, gekocht und sogar Haare geschnitten haben. Natürlich ist es bei mir nicht so gut geworden, wie beim Stammfriseur in der Heimat, aber es ist besser als vor dem Haareschneiden. Da hatten die Franzosen keine Angst und haben sehr selbstbewusst Hand angelegt, was wahrscheinlich etwas dazu beigetragen hat, dass ich das überhaupt zugelassen habe. Normalerweise überlasse ich das ausschließlich den Profis. Dabei konnten wir uns aber auch viel unterhalten und ich wurde gefragt, was mein schönstes Erlebnis in den USA bis jetzt war.
Ich war erschrocken, dass ich so lang überlegen musste und mich nicht auf ein Highlight festlegen konnte. Als ich länger darüber nachgedacht habe, sind mir einige Höhepunkte eingefallen, die alle auf ihre Art ein Höhepunkt waren.
Zusammenfassung einiger Höhepunkte nach knapp 3 monaten USA
- Ausflug Niagarafälle – unfassbar schöne Natur
- Besuch CedarPoint – verrückte Achterbahnen und viel gemeinsame lustige Zeit
- Geburtstagsfeier der Franzosen – Einladung in das Haus meiner Gasteltern, einer der schönsten Abende
- Städteausflüge Columbus, Pittsburgh, Erie – etwas anderes sehen mit Freunden
- nahezu alle Veranstaltungen der Kirche, inklusive dem ganzen Essen
- abendliche Telefonate mit den anderen Teilnehmern des Programms
- Der Herbst in Ohio selbst – so viele Farben und Eindrücke
- Donauschwaben Ehrenamt – unter kulturell Gleichgesinnten sein
- Alles verwaltungstechnische, was ich ganz allein geschafft habe und mir damit eine gute Basis für meine verbleibende Zeit hier aufgebaut habe
- Allgemein die Menschen hier, die alle sehr aufgeschlossen, hilfsbereit und gastfreundlich sind
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt aber sehr gut, wie vielfältig und größtenteils wunderschön die Zeit bis jetzt war. Natürlich gab es auch Momente, in denen ich gezweifelt habe. Man macht Rückschläge, die aber auch manchmal neue Türen eröffnen. Passend dazu habe ich heute erst wieder gelesen, dass ein gutes Leben nicht immer gut ist. Zum Glück gehört auch manchmal Pech und man lernt die positiven Momente dadurch umso mehr zu schätzen. Zu diesen kleinen „Glücken“ gehört auch, dass uns durch die heutige Zeitumstellung eine Stunde länger schlafen gegönnt wurde, was nach dem Wochenende definitiv nicht schaden konnte.
Euch wünsche ich euch wie immer einen schönen Start in die Woche!