Auf dem Weg der Besserung


29.08.-05.09

Es geht wieder bergauf! Die letzte Woche hat mir geholfen, etwas Routine in den Alltag zu bekommen und Freude am Ganzen wieder zu gewinnen. Das lag vor allem an dem vielen Zuspruch nach dem letzten Blogbeitrag und einigen Erfolgserlebnissen. Dazu kam der Fakt, dass ich mich in der Woche deutlich wohler am College gefühlt habe und besser folgen konnte.

Montag – der start in die neue woche

Nachdem ich am Montag viel Zeit mit meiner amerikanischen Mobilfunknummer verschwendet habe, weil der Anbieter mir wegen Lieferschwierigkeiten eine externe SIM-Karte als Ersatz geschickt hatte, ohne mich darauf hinzuweisen (die Entscheidung fiel schlussendlich auf einen anderen Anbieter), habe ich viele aufmunternde Worte von Freunden und Familie bekommen. Eine der Kernaussagen war wohl diese: Aller Anfang ist schwer. Und das stimmt. So viel Beschäftigung, wie in den letzten 2-3 Wochen hatte ich wahrscheinlich noch nie und ich bin nach wie vor froh so viel Unterstützung, besonders von meiner Gastfamilie zu erhalten. Wir waren auch einkaufen und ich konnte typische amerikanische Süßigkeiten, wie Mike and Ike oder Twinkies probieren – es war… süß.

Dienstag – Kauf meines ersten autos

Der Dienstag startete für aktuelle Verhältnisse relativ früh. Wir fuhren nach Mentor, um mein eventuell zukünftiges Auto, ein Honda Fit, von einem anderen Mechaniker anschauen zu lassen. Nach einer größtenteils positiven Bilanz, bis auf zwei kleinere Probleme, allerdings mit teureren Reparaturen verbunden, haben wir das Auto zum Händler zurück gebracht und konnten aufgrund der Reparaturkosten einen niedrigeren Preis heraushandeln, $400 weniger, die aber wahrscheinlich zurück in das Auto fließen werden. Mit diesem Preis war ich einverstanden und wir haben das Auto gekauft. Ein Honda, Baujahr 2013 mit 250.000 Meilen und Rost am hinteren Radkasten für $5100 inklusive Steuern. Bei den aktuellen Preisen im lokalen Automarkt kein schlechter Deal für ein funktionierendes Auto. Dazu kommt noch das Kennzeichen.
Dann mussten wir uns vor Ort noch um eine Versicherung kümmern. Als junge männliche Person ohne Aufzeichnungen in den USA ein teures Unterfangen. Für die Grundversicherung, die vom Bundestaat vorgegeben ist, ein monatlicher Preis von ca. $120+ und das deckt nicht sonderlich viel ab.
An dem Tag habe ich auch einen Teil meines Geldes aus Deutschland in die USA transferiert mit einem Wechselkurs von 1:1,00415. Das schmerzt besonders, wenn man bei seinem letzten Besuch in den USA noch einen Wechselkurs von 1:1,5 hatte. Allerdings zurzeit gar nicht so schlecht, da ein Euro meist nicht mal einen Dollar wert ist.
Abschließend sagte meine Gastmutter an diesem Tag, dass ich ziemlich stolz auf mich sein kann. Ich habe es in 2,5 Wochen geschafft, eine Social Security Number und Führerschein zu bekommen, den Einstieg ins College zu regeln, das Bankkonto zu eröffnen und in diesen Zeiten rekordverdächtig: ein Auto mit Versicherung zu bekommen. Somit steht das Grundgerüst für meinen Aufenthalt!
Das einzige was noch fehlt, ist die amerikanische Telefonnummer, die normalerweise immer als erstes geregelt wird, eine harte Zeit mit begrenztem Zugang zu Pokémon Go…

Mittwoch – die gewonnene freiheit nutzen

Am Mittwoch hatte ich das erste Mal die Gelegenheit, alleine mit meinem eigenen Auto zum College zu fahren und es ist ein super Gefühl, weil man nicht mehr von den Gasteltern abhängig ist, gefahren zu werden. Man kann kommen und gehen, wann man will. In dem Fall eher als geplant, weil sich unser Lehrer in Social Work spontan krank gemeldet hat. Viel mehr ist an diesem Tag auch nicht passiert, aber es war, wie der vorherige Tag, ein guter Tag und ich bin inzwischen (relativ) gerne hier. So schnell können sich die Dinge ändern! Ich telefoniere auch regelmäßig mit anderen Teilnehmern des Programms, die mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen sind. Sie haben mir geraten, nicht immer vom Schlimmsten auszugehen und positiver zu denken. Das möchte ich mir mehr zu Herzen nehmen, besonders weil ich mir sonst Erfahrungen oft kaputt mache.

Donnerstag – ein turbulenter start in den september

Neuer Monat, neues Glück! Nachdem ich den August nutzen konnte, das Grundgerüst zu bauen, geht es jetzt richtig los – zumindest theoretisch… der Monat startet damit, dass der Lehrer für Social Work aufgrund seiner Erkrankungen gar nicht mehr unterrichten kann und nun eine andere Lehrerin übernimmt zu geänderten Zeiten. Ansonsten habe ich den Tag damit verbracht, die Baseballtickets im College abzuholen und dort in der Bibliothek meine Hausaufgaben zu erledigen, alles in allem wieder ein sehr produktiver Tag. Ein weiteres Erfolgserlebnis war, dass ich heute zum ersten Mal alleine das Abendessen zubereitet habe. Das verlangt meine Gastfamilie ein Mal pro Woche von mir. Es gab Pizza mit Teig von Walmart und hat tatsächlich gar nicht schlecht geschmeckt.

Freitag – ein entspannter start ins wochenende

Nachdem ich meine Hausaufgaben bereits alle am Donnerstag gemacht habe, war der Freitag sehr entspannt. Ich habe an dem Tag einige YouTube Videos geschaut und meine SIM-Karte kam endlich! Nachdem ich es eingerichtet habe, musste ich leider feststellen, dass das Internet nicht sehr schnell ist und 5G nicht funktioniert. Zum Pokémon GO spielen und für alltägliche Dinge reicht es aber. Außerdem habe ich wieder angefangen regelmäßiger etwas Sport zu machen. Ich war auch noch in der Bibliothek von Westlake, um nach einem Buch für den Unterricht zu schauen und das Gemüse für meine Gasteltern abzuholen. Sie bekommen jeden Freitag eine Tasche voll mit saisonalem Obst und Gemüse, meiner Meinung nach eine super Idee!
Trotz des weitestgehend entspannten Tages, bin ich fast auf dem Sofa eingeschlafen.

Samstag – mein erstes baseball game

Am Samstag waren wir bei einem Baseball Spiel der Cleveland Guardians gegen die Seattle Mariners. Ich habe trotz der Vorbereitung in Form von Erklärvideos und meinem Gastvater nicht viel verstanden, aber es hat viel Spaß gemacht. Dazu gehörte natürlich auch das Essen und Trinken im Stadion und die Gesellschaft mit den anderen internationalen Studenten. Alles in allem war das wieder eine besondere kulturelle Erfahrung, die mit einem Feuerwerk nach dem Spiel abgerundet wurde. Wir sind sogar ein Stück mit der U-Bahn hin und zurück gefahren. Diese sehen aus, wie die in New York City. Nach einem langen Tag ging es müde und zufrieden ins Bett, während die Solaranlage in Deutschland bereits wieder anlief.

Sonntag – kultureller austausch

Am Sonntag habe ich realisiert, dass nach den stressigen Wochen jetzt scheinbar entspanntere Wochen folgen. Meine Tätigkeit beschränkte sich, auch auf Grund des Wetters, auf das Aufräumen meines Schreibtisches und einem Telefonat mit der Familie. Auch die neue Folge des Tatorts habe ich am Abend geschaut. Der ruhige Tag hat mir aber die Möglichkeit gegeben, meiner Gastmutter das Erzgebirge näher zu bringen. Wir haben viel darüber gesprochen und zwei Videos (Little Big World- Ore Mountains Trailer, The Ore Mountains in Saxony – Deutsche Welle) über das Erzgebirge angeschaut. Dabei konnte ich auch noch Dinge dazu lernen. Ich habe aber auch festgestellt, dass mir die Region schon fehlt.

Montag – Laborday

Heute ist Laborday – Tag der Arbeit. Ich habe frei und möchte den Tag nutzen, um mich bereits für die Zeit danach zu bewerben. Außerdem möchte ich wieder etwas Sport machen und mich auf die Woche vorbereiten.

Fazit

Ich freue mich, dass die Woche wesentlich besser war, als die letzte und ich merke, dass es langsam besser wird. Ich fühle mich wohler und lebe mich langsam ein. Das Wesentliche für die ersten Wochen habe ich jetzt geschafft und ich kann mich auf das Leben hier voll und ganz konzentrieren. Ich habe mich auch für ein Wochenende auf einer Farm angemeldet Ende September, darauf freue ich mich auch schon. Die nächsten Schritte sind: Ehrenamt und gegebenenfalls Arbeit finden, um den Alltag zu finanzieren. Der zeitliche Rahmen sollte es bei guter Organisation ermöglichen. Am Donnerstag kann ich auch meinen ersten vollen Monat in den USA feiern. Ein weiterer großer Meilenstein!


5 Antworten zu “Auf dem Weg der Besserung”

  1. Hallo Manuel!
    Schön zu sehen, dass du dich durch all die Widrigkeiten des Anfangs so gut und erfolgreich durchgebissen hast! Ich wünsche Dir, dass es weiter bergauf geht. Ich bin auch ziemlich sicher, dass du dich nach und nach auch immer mehr heimisch fühlen wirst…

    Und ich freue mich, dass du auf Pokemon Go abfährst. Als das damals raus kam, war ich öfter mit Marc „auf Jagd“ und fand das richtig gut!

    Schöne Grüße Dunja

    • Hallo Dunja,
      schön , von dir zu hören! Ja, es wird langsam, mal sehen, ob ich am Ende überhaupt noch zurück will, wenn es so weiter geht 😉
      Bei der nächsten Wanderung müssen wir dann unbedingt auch Pokémon GO spielen! 😀

  2. Hey Manuel,
    wirklich stark, was du leistest und es ist doch gut zu wissen, dass es dir gut geht. 💪Am Anfang ist es wahrscheinlich alles stressiger und manchmal schwer, aber ich denk, du schaffst das alles.
    Kannst wirklich stolz auf dich sein!

    LG aus der Heimat… Niclas 😄

    PS: Bin begeistert von deinem Blog! Behalt das bitte bei, ist sicher auch super für dich 🙈

    • Vielen Dank für die aufbauenden Worte Niclas! Auch schön, von dir zu hören, darüber freue ich mich sehr! Ich versuch dran zu bleiben und wöchentlich einen Blogbeitrag zu schreiben, so lange etwas spannendes passiert 😉
      Und tatsächlich ist das auch wirklich gut für mich, um das einfach bisschen fest zu halten 🙂

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